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(83) Wie etlich Kürriser auf den besonnen Held Teurdank
geschickt wurden, in zu erwürgen, der er sich durch
sein Mannheit aber erwert und wundet ir etlich.

Neidelhart dacht: Mein vorig List
Mir gegen im nit geraten ist,
Darumb muß ich mich baß besinnen,
Damit er mir nit mög entrinnen.
Indem etlich Reuter zuland
Kamen. Als Neidelhart das erkannt,
Bestellt er ein Kürriser mit Fleiß,
Mit dem er redt in solcher Weis,
Wie ein teurer Held bei im wer,
Der hett überstanden vil Gefer.
Kunnt er bei im sovil finden,
Daß er sich wollt underwinden,
Denselben Held zů bringen in Not
Oder gar vom Leben zum Tod,
So wollt er im vil Gůts geben,
Daß er fort mocht frölich leben.
Der Reuter was geneigt zů dem Gůt,
Empfieng darab ein bösen Můt
Und sprach: »Ich will tůn Eurn Willen,
Wer weiß, ob ich in mocht stillen.«
Neidelhart hett darab ein Freud,
Sprach: »Hör zůvor dis Underscheid,
Wie du die Sach sollt greifen an,
Dann der Held ist ein freidig Mann;
Du můßt dich vor im wol bewarn,
Sonst möchtest du an im mißfarn.
Ich will sehen, wie ich im tu
Mit Worten sovil richten zů,
Daß er werde gelauben mir
Und offen behalten sein Visir.
Darbei sollstu in erkennen,
Den nechsten zů seim Gesicht rennen.«
Also ward ir Rat beschlossen.
Neidelhart was unverdrossen,
Ging den nechsten zů dem Teurdank,
Sprach: »Herr, es ist nun nit fast lang
Ein Kürriser kommen in das Land,
Der gert Fechtens. Es wer ein Schand,
Wo er also sollt kommen darvon,
Daß in niemand durfte bestan.
Jetzund mügt Ir erlangen Eer,
So Ir in besteet, das glaubt mir, Herr.«
Der teurlich Mann wollt lauters nit
Solch Sach abschlagen, sonder ritt
Mit dem Neidelhart hin behend
Für die Stadt an das verborgen End,
Da der Kürriser hielt im Halt,
Den der Neidelhart ersach bald
Und sprach: »Herr, jetzo ist es Zeit,
Daß Ir den Kürriser anreit
Und behalt offen Eur Visir
Von wegen des Gesichts, glaubt mir.«
Der Held folgt im aus gůter Art
Und rannt auf den Kürriser hart.
Der Kürriser nam sein auch war,
Daß im sein Gesicht wer bloß gar;
Darumb tracht er im zum Gesicht allein.
Aber Teurdank, der Degen rein,
Beschützte sich mit rechter Maß.
Zůletzt geriet im ein Streich, daß
Der Kürriser tot fiel vom Pferd
In das Gras nider auf die Erd.
Darab Neidelhart erzürnet gar,
Sollt Ir glauben, wann es ist war,
Und do er sach, das wollt übel zů
Geen, da hett er am Morgen frů
Bestellt etlich ander Kürriser,
Die rennten auf den Helden her
Und wollten in haben geschlagen
Wider ir aller Zůsagen.
Teurdank ersach dasselbig bald,
Schlůg sich von inen mit Gewalt.
Des erschrak übel Neidelhart,
Daß die Sach so ergangen ward.
Von Stund er sich zum Helden fûgt,
Damit er im die Sach verklûgt,
Sprach zů im: »Edler Fürst und Herr,
Eur Lob und Eer wird weit und ferr
In frembder Nation erkannt
Durch dise Tat, so Ir tun hant.
Ich wollt Euch geleich zůhilf sein
Kommen mit den Hofleuten mein,
Da ward Ir selbs kommen von in;
Si han darvon kleinen Gewinn.«
Darneben gedacht er im mer,
Wie er den Held in andre Schwer
Mocht bringen. Es vergieng kein Stund,
Er hett schon ein andern Fund.


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