Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

(2) Wie der Künig Romreich Rat hielt und einen Fürsten
seiner Tochter zů elichem Gemahel erwölt, doch den
vor seinem Tod nit öffen offen: offenbaren. wollt.

Als nun her drang der ander Tag,
Der Künig nit lenger am Bett lag,
Sonder ließ beruefen in den Rat
All seine Rät, die kamen drat drat: rasch..
Darauf er anfieng unde sprach:
»Ir habt mich auf gestrigen Tag
Gebeten und hoch gestrengt an,
Meiner Tochter zů geben ein Mann.
Nun ist war, es erfordert die Not,
Daß Ir alle nach meinem Tod
Werdt haben einen teuren Mann,
Der kecklichen kecklichen: mutig. beschützen kann
Mein Tochter, Euch und ir Erbland.
Die Werber seind Euch all bekannt,
Darumb so man ich Euch beim Eid,
Damit Ir mir verbunden seid,
Daß Ir wöllt nach Eurem Verstand
Raten das Böst Böst: beste. mir und dem Land.«
Die Rät sprachen alle gemein gemein: gemeinsam.:
»Herr, wöllt uns erlauben, allein
Zůsammen zů geen an ein Ort,
Alsdann wöllen wir Eure Wort
Nach Notdurften beratslagen
Und von stundan wider sagen,
Wes wir uns haben underredt.«
Der Künig sprach: »Wolhin, so geet
Und beschließt in der Sach beizeit.
Wann Ir dann darin bereit seid,
So will ich hören Euer Antwort
Und alsdann Euch darauf an der Fart
Mein Willen geben zů verstan.«
Die Rät neigten sich, gingen darvon
Und saßen zůsammen nider,
Erwugen die Sach hin und wider,
Aus den zwelfen welche Person
Die Künigin sollt haben zů Mann.
Zůletzt si beschlossen bei in,
Daß si die Sach in des Küngs Sinn Sinn: Ermessen.
Wollten lauter und frei stellen,
Daß er einen möcht erwelen
Aus den zwölfen, die all betten betten: baten.
Und die Tochter geren hetten;
Gingen also zů dem Künig dar.
Alsbald er der Rät wurd gewar,
Schůef Schůef: ließ. er si für sich zů kommen.
Ein Rat sprach: »Herr, wir han vernommen
Eur Meinung, berûrend berûrend: betreffend. die Heirat,
Und sein darauf mit Antwort bereit,
Euch unseren Rat zů erkennen
Geben und doch vor benennen
Aller der zwelf Werber Namen.«
Damit traten die Rät zůsammen;
Einer under in anfieng, sprach:
»Gnediger Herr, Ir habt Eur Tag
Derselben Werber Macht und Gwalt
Erkennt und erfarn mannigfalt;
An Reichtumb sein si all groß
Und Eur Tochter zů Mann genoß genoß: ebenbürtig, angemessen.,
Welchen Ir nun aus denen allen
Erwelt, der soll uns wol gefallen.«
Der Künig, als er si gehört hett,
Saß er ein klein Weil ungeredt ungeredt: ohne zu reden.
Und bedacht die Sachen gar wol,
Wie dann ein weiser Mann tůn soll,
Dann er in der Wal irrig irrig: unentschlossen. was,
Der Werber Reichtumb machet das;
Doch zuletzt er anfieng und sprach:
»Getreuen Rät, ich hab in der Sach
Euren Ratschlag wol verstanden,
Daß zwelf Werber sein verhanden,
Die all meiner Tochter begern.
Nun wollt ich aus in allen gern
Den besten erwelen, der wer
Voller Tugend und liebt die Eer,
Damit der mir mocht folgen nach.
Darumb ich mich auf dise Sach
Will bedenken noch ein klein Zeit,
Und wann es sich alsdann begeit begeit: begibt.,
Daß nun kommet mein letzte Stund,
So will ich mit eigenem Mund
Oder doch durch mein Testament
Erklern, welchen ich hab genennt
Meiner Tochter zů elichem Mann.
Den soll si für die andern han;
Versich mich, Ir werdt Gefallen tragen
Ab dem, das ich Euch wird sagen.«
Die Rät sprachen: »Gnediger Herr,
Wir hoffen, es sei noch gar ferr
Zu Eur Genaden letztem End;
Aber welchen Ir uns benennt,
Den wellen wir haben geren,
Wir hoffen auch, sich werd nit wern
Des Euer Tochter, die Künigin.«
Mit dem gingen die Rät all hin
Wider ein jeder in sein Haus;
Also was derselbig Rat aus.


 << zurück weiter >>