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(98) Wie der tugendsam Held Teurdank zů der Künigin
Ernreich kam, und welcher Maß er von ir empfangen
ward.

Als nun Neidelhart geflohen was,
Gedacht im der Teurdank das:
Ich hab von der Künigin wegen
Vil herter Sachen gepflegen
Und groß Geferlicheit bestanden,
Auch als lang gwest in den Landen,
Und die hochgeboren Künigin
Nie gesehen. Das betrûbt mein Sinn!
Ich bin je gewest ein schlechter schlechter: einfältiger. Mann,
Daß ich mich hab auf halten lan
Die drei mit irem List so lang.
Die Künigin zů sehen ist mir bang;
Darumb will ich mich nichts irren lassen,
Sonder machen auf die Straßen,
Zůnechst an iren Hof reiten,
Dann ich kann lenger nit beiten.
Ich hab vil ir zulieb geduldt,
Villeicht gibt si mir darumb ir Huld.
Wer mich daran weiter hindern wollt,
Dem es sein Leben gelten sollt.
»Darumb, Ernhold, mein treuer Knecht,
Schau, daß alle Ding sei gerecht
Und gefertigt auf dise Reis
Nach allen Notdurften. Wer weiß,
Ob uns unser Müe und Arbeit
Die edel Künigin hochgemeit
Noch wurd villeicht belonen wol!«
Der Erenhold sprach: »Herr, ich soll
Tun allzeit nach Eurem Gebot;
Allein getrauet hinfür Gott,
Derselb mag Euch all Eur Sach
Noch schicken zů gůtem Gemach.«
Der Ernhold richtet das alls zů.
Darnach an einem Morgen frů
Saßen si bed auf ire Roß,
Ritten mit einander ir Straß
Den nechsten hin zů der Künigin.
Als si nun bed kamen dahin,
Und ir die Künigin wurd gewar,
Von Herzen ward si erfreut gar,
Schicket von Stund an ire Ret
Zů dem Helden: Der Künigin Bett Bett: Bitte.
Wer, daß er zů ir kommen sollt,
Dann si in geren sehen wollt.
Die Ret kamen zum Held gangen,
Sprachen: »Herr, es hat Verlangen
Unser Künigin, Euch zů sehen.
Darumb hat si zů uns jehen,
Ir sollt mit uns kommen zů ir;

Dann si wart Eur mit großer Gir.«
Teurdank zů in hoflichen sprach:
»Ir Herrn, mir ist auch fast gach,
Euer Künigin zů schauen an.
Darumb so will ich mit euch gan
Und mich gegen ir beweisen,
Dieweil ich manch teurlich Reisen
Von irentwegen hab getan.
Ich hoff, si werd michs genießen lan!«
Die Ret sprachen: »Zweifelt nit daran,
Ir sollt noch werden ir Eemann,
Dann groß Lob si von Euch gehört hat.«
Teurdank der sprach: »So gee wir drat,
Zů hören, was doch sei ir Ger.«
Also gingens von dann nit ferr,
Da si die edlen Künigin funden.
Als er in Hof kam, begunden
Gemeniglich all ir Dienstfrauen
An die Fenster laufen, zu schauen
Teurdank, den Helden unverzagt.
Alsbald den sach ein edle Magd,
Lief si zů der Künigin und bot:
»Gnad Frau, gebt mir das Botenbrot,
Ich hab den Helden gesehen!
Mit Warheit so mag ich jehen,
Daß er ist adelich, wolgestalt.
Ich gelaub, daß Eur Genad bald
Sein geleichen nit sollt finden.«
Nun stunden vil Frauen hinden,
Die alle horten dise Wort
Und sahen mit Fleiß auf dise Port,
Wann der Held wurde geen herein;
Das tet auch die edel Künigein.
Alsbald si gewißlich vernam,
Daß der Held nah zů der Tür kam,
Mit iren Frauen si im gieng
Entgegen und aufs freundlichst empfieng
Und hieß in gottwillkumben sein.
Der Held ir dankt mit Worten fein,
Als ers kunnt nach hoflicher Art.
Darnach der Held gefûret ward
In ein Gmach, darin er sich aus tet,
Das im die Künigin zůbreit hett.
Als er sich nun hett aus getan,
Schicket die Künigin einen Mann
Zů dem Helden, der in fast bet,
Daß er mit ir heint geessen hett
In irem Gemach das Nachtmal.
Der Held sprach: »Geren ich tun sall,
Was die edel Künigin begert,
Dann si ist aller Eren wert.«
Darnach holt man den Held zum Tisch.
Da waren breit breit: bereitet. vil gůter Fisch,
Wildpret und ander Speis darbei,
Rheinfall, rheinisch Wein und Malfasei;
Aufs kostlichst was all Ding zůgericht.
Als auf ward gehaben die letzt Richt Richt: Speise.
Und si hetten Wasser genommen,
Do waren die Diener kommen,
Ruckten die Tafeln auf ein Ort.
Die Künigin sprach zů im: »Nun hort,
Herr Teurdank, ein Held auserkorn,
Ich bin bewegt gewest mit Zorn
Gegen allen mein Haubtleuten,
Daß si mir nit han bedeuten
Mögen, Euch hieher kommen sein
In dises Land und Künigreich mein,
Und habt mir sovil Eer getan
Durch gar manchen gfangen Mann,
Der mir von Euch ist zůgeschickt
Und mit herter Gefengnus verstrickt,
Sich in mein eigen Hend zů stellen,
Die mir nit han mögen erzelen
Von Euch Eur Zucht und auch Mannheit.
Hett mirs jemand anders geseit
Dann Eur Feind, ich hetts nit glaubt gern.
Darumb bitt ich Euch, Ir wellt mich gewern
Und mir nach der Lenge tun kund,
Durch welches Mittel oder Grund
Ir seid durch dise Peß kommen.
Das hab ich noch nie vernommen,
Damit ich mög grundlich verstan,
Was Euch hat megen zůhanden gan;
Und geweret mich meiner Bett.«
Teurdank sprach: »Frau Künigin, ich hett
Ein ganzen Tag zů reden gnůg,
Wo ich Euer Lieb wollt mit Fůg
Allein geben zů versteen das,
So mir am allerersten Paß,
Auch am andern ist zůgstanden.
Doch dieweil Ir habt verstanden
Vor darvon, will ichs erzelen
Aufs kürzst. Als Ir habt tůn erwelen
Mich für Euren eelichen Mann,
Zoch ich gleich von meim Vater dann
Und kam hin an den ersten Paß.
Darauf Eur Ambtleut einer saß,
Da mir mit Schwein zůhanden gieng,
Auch Hirsch, Beer, gar manicherlei Ding,
Das alles geferlichen was,
Vor denen ich allen genas.
Derselb darnach mich reiten ließ
Zum andern, der Unfallo hieß.
Der fûrt mich auch auf vil Abenteur
Auf Wasser, Land, mit Tier ungeheur,
Bei dem mein Leben offenwar
Zů mermal ist gstanden in Gefar.
Dasselb ich alles uberstund;
Aus der Ursach er mich begund
Zů dem dritten Paß zů weisen;
Drauf Ir habt ein alten greisen
Ambtmann sitzen in seinem Bart,
Den nennet man den Neidelhart.
Bei dem hab ich gefochten seer
Wider Eure Feind bis hieher
Und darin allzeit tan das Best.
Neidelhart das am besten weßt,
Euch mit Warheit zů berichten.
Doch sag ich solchs Euch mit nichten
Darumb, daß ich mich well loben.
Der in dem Himmel sitzt oben,
Weiß die recht Warheit und den Grund.
Ich hab begert allein der Stund,
Euch mit mein Augen zu sehen.
Darumb, was da ist geschehen,
Das hab ich Euch zů Gefallen tan,
Desgleichen ich auch hinfüran
Kein Fleiß in nichte will sparen.«
Die Künigin sprach: »Euch soll bewaren
Gott! Ir habt Geferlicheit bestanden
Allenthalb in meinen Landen,
Darumb Ir Belonung wirdig seid.
Ich bitt Euch freundlichen, nit reit
Kurzlichen wider hin von mir;
Ich will Euch nach unser Monir
Halten Tenz und der Freuden vil,
Darneben kurzweilige Spil.«
Teurdank dankt des der Künigin seer.
Derselben Künigin gefiel er
Für und für je lenger, je baß.
Als si nun so lang gesessen was
Beim Helden bis auf Mitte Nacht,
Die edel Künigin ir gedacht:
Der Held ist on Zweifel müed fast,
Deshalben ich in an sein Rast
Will nun zůmal beleiten lan.
Den edlen Helden sach si an
Und sprach: »Ich wunsch Euch ein gůt Nacht!
Ich hab in mir selber betracht,
Wie Euch nun zů růen sei not,
Dann es ist in die Nacht fast spat.
Darumb wellen wir schlafen gan,
Wollt Euch heint nichts anfechten lan.
Laßt uns dann Gott morgen leben,
So well wir erst Freid anheben.«
Nach der Red der Held Urlaub nam.
Als er hin in sein Zimmer kam,
Legt er sich schlafen in sein Bett,
Dergleichen auch die Künigin tet.
Da es nun hin wider Tag ward,
Schicket die edel Künigin zart
Iren Hofmeister zů dem teuren Held,
Ob er zů der Kirchen gan wellt,
Hören das heilig Ambt der Meß,
Zůvor und er zů Morgen eß.
Teurdank der Held was des willig,
Antwort: »Dasselb tů ich billich!
Darumb, wann es darzů ist Zeit,
So bin ich mit Euch zů geen bereit.«
Der Künigin Hofmeister fûrt in
Mit Eren in die Kirchen hin.
Darin fing man gleich zůstund an
Ein schön Ambt zů singen; kein Mann
Mit Kantrei und Pusaunen vil
Und anderm seltzam Saitenspil
Dergleichen hat gehöret vor;
Es geschach in dem großen Chor.
Als dasselbig Ambt was vollbracht,
Ward der Held zů der Künigin bracht.
Die fraget in hoflich der Mer,
Wie er die Nacht gelegen wer,
Ob er rüewig geschlafen hett.
Teurdank der Helde sprach: »Mir geet
Von Gottes Gnaden ganz nichts ab,
Gar keinen Mangel ich nit hab.«
Nach solchem die Künigin in bat,
Daß der Held sich an dise Statt
Zů ir wollte setzen nider.
Teurdank der Held sprach: »Ich wider wider: widersetze.
Mich des alles keineswegs nit,
Es sei, warin das wöll, das Ir bitt!
Darumb sitzt, so folg ich Euch nach.«
Die Künigin fieng an unde sprach:
»Ir habt vil Geferlicheit gelitten,
Seit Ir von heim seid geritten.«
Von derselben Sach si redten
Ein lange Zeit. Dieweil hetten
Die drei Haubtleut auch einen Rat,
Wie si wollten aus irer Not
Kommen und den Held vertreiben,
Daß si möchten bei Eeren bleiben.
Darumb ich den teurlichen Mann
Und die schön Künigin lobesan
Bei einander will lan beleiben
Und Euch hinfüran beschreiben,
Wes sich die gmelten Haubtleut drei,
Aller Eren und Frumbkeit frei,
Han gen dem Held underfangen,
Und welcher Maß es sei gangen.


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