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(106) Wie der adenlich Held Teurdank mit dem sechsten
Ritter stritt und im oblag.

Ir habet vor gehöret wol,
Daß anheut der alt Ritter soll
Fechten mit dem edlen Teurdank,
Des Son der Held nit eitels lang
In eim Turnier vor auch überwand.
Der Ritter den Held widermant widermant: ermahnte seinerseits.
Und sprach: »Ir habt mein Son geschmecht,
Darumb so habe ich Euch necht,
Den Turnir zů tun, geboten an.
Ich will geleich jetz heimhin gan
Und meinen Harnasch anlegen.
Ich hoff, Ir werdt mir begegnen
Und dasselb keins Wegs abschlagen,
Sunst wurd ich Euch für ein Zagen
Halten.« Teurdank, der teur Held, sprach:
»Ritter, laßt Euch nit sein zů gach;
Ich will nit bleiben dahinden,
Geet neur hin, Ir werdt mich finden.«
Teurdank ließ sich verwappnen wol,
Als man dann in solchem tun soll;
Zů dem Fechten was im sein Herz leicht.
Dieweil wurden die Weer vergleicht.
Als nun zůgericht was all Ding,
Traten si bed in einen Ring
Zůsammen auf ein grüenen Plan.
In Zorn lief in der Ritter an
Und schlůg auf in mit großem Neid Neid: Haß..
Teurdank der Held was unverzeit
Und merket erst am letzten das,
Daß im der Ritter so neidig was,
Schlůg er auf den Ritter mit Kraft
Dermaß, daß derselbig Streich haft
Und gieng im durch seinen Helm gůt,
Daß im herab sein rotes Blůt
Von seinem Haubt dardurcher floß.
Neidelhart das gar seer verdroß.
Der Ritter fiel auf sein Knie hindan,
Damit der Teurdank den Kampf gewann
Demselben alten Ritter ab.
Der Ritter sich in Verlust gab.
Vil wurde gesaget darvon
Von Frauen, Jungfrauen und Mann.
Neidelhart der erschrak des seer,
Sprach: »Mich will je nit helfen mer
Kein Anschlag, den ich han triben.
Mir ist vor nie keiner überbliben,
Sonder durch mich in Not kommen,
Wie dann Ir all habt vernommen.«
Alsbald Teurdank wider heim kam,
Die Künigin in bei der Hand nam,
Sprach: »Ir habt Eur Macht wol bewert,
Ich hett das von Euch nit begert.
Doch dieweil das ist beschehen,
Und ich selber hab gesehen,
Sollt Ir mir dester lieber sein.«
Teurdank der sprach: »Edle Künigein,
Euch zůlieb bin ich zogen aus,
Darumb ich hab glitten manchen Strauß,
Ee und ich bin kommen hieher,
Allein umb die loblichen Eer.
Warin ich hab zůwenig tan,
Will ich mich jetz erboten han,
Das zů erfüllen mit der Zeit.«
Die Künigin sprach: »Schweigt, Ir seid
Der teurist Held auf der Erden;
Eur Müe sollt Ir ergetzt ergetzt: entschädigt. werden
Von mir nach Eurem Willen gar.
Gefellts Euch, so well wir geen dar,
Das Nachtmal mit ein zů essen.
Alsdann hab ich mich vermessen,
Ein Tanz zů halten mit Frauen,
Die werdet Ir geren schauen.«
Dem Held gefiel ir Meinung wol,
Sprach: »Geet vor, ich Euch folgen soll.«
Als der Held hin zů dem Tisch kam
Und Wasser auf die Hende nam,
Setzet er sich zů ir nider.
Die Künigin hůb an, redt wider
Mit dem Held von vil Abenteur,
Darauf ir der edel Held geheur
Weis und vernüftig Antwurt gab.
Als nun die Tischtůch wider ab
Von dem Tisch waren genommen,
Sach man gar vil Spilleut kommen
Mit einem fast großen Getan Getan: Getön.,
Damit da hůb sich der Tanz an.


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