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(45) Wie der falsch Unfallo den Teurdank zů einer tiefen
Wasserrunsen Wasserrunsen: Wasserlauf. fûren ließ, darein er schier gefallen
wer.

Unfallo der wisset ein End,
Dahin Teurdank gemeniglich rennt.
Darumb macht er einen Anschlag,
Daß er wollt auf den nechsten Tag
Ein Wasserruns sůchen lassen,
Und beruft darauf mit Maßen
Etlich, den er dorft vertrauen,
Befalh in, si sollten schauen,
Ob nicht mocht gefunden werden
Ein Wasserruns in die Erden,
Die tief wer und wol verborgen leg,
Geleich neben dem rechten Weg.
Die Bauren sprachen: »Lieber Herr,
Wir wöllen mit Fleiß Eur Ger
Vollziehen auf das furderlichist.«
Unfallo gedacht: Mit dem List
So hoff ich zů fellen den Held.
Als nun dise Runs was bestellt,
Schickt der Wicht nach dem Jeger sein,
Sprach: »Schau, daß du ein großes Schwein
Mügst mit den Hunden austreten austreten: aufspüren.
Und gleich vor dem Berg bestetten.«
Der Jeger zog hin mit dem Hund,
Sůcht nit lang, daß er ein Schwein fund,
Seim Herren ers zů wissen tet.
Unfallo darab vil Freud hett,
Ging eilunds zů dem Helden dar,
Sprach zů im: »Mein Herr, nemet war,
Mein Knecht hat mich wissen lassen,
Wie er zůnechst bei der Straßen
Hab funden ein großes Wildschwein,
Dergleichen er nie alle sein
Tag hab gesehen und gefunden mer.
Herr, ist es dann Eur Beger,
So wollen wir bed reiten dar.«
Als si in Wald kamen, nembt war,
Fing der Jeger auf sein Bescheid
Mit den Hunden an das Gejeid.
Unfallo sprach zů dem Helden:
»Herr, ich hör in disen Welden
Meine Hund kriegen kriegen: kämpfen. mit dem Schwein.
An welchem Ort mags aber sein?
Wir wollen hie auf dise Hoch
Reiten, ob wir mochten doch
Besehen, wo dasselb Schwein wer.«
Nun was die Runsen mit Gefer
Dermaß mit Reis Reis: Reisig. vermacht schon,
Daß der niemand möchte acht han,
Wer nit weßt sonst die Glegenheit.
Teurdank eilunds auf den Berg reit,
Rannt weit von dem Dieb Unfallo
Des Held Pferd traf die Runsen do
Mit den vorderen Fûßen sein,
Wollt gleich gefallen sein darein.
Teurdank ersach dasselbig bald
Und warf sein Pferd mit ganzem Gwalt
Hinder sich an seine Seiten
In ein Staud an einer Leiten.
Gott dem Helden ein Gelück gab,
Daß er nit fiel in die Runs hinab,
Dann die Runs zweier Spieß tief was.
Teurdank wider auf sein Roß saß
Und rannt dem Schwein schnelliglich nach.
Unfallo das alles wol sach;
Gedenkt, wie leidig er darumb was,
Da Teurdank der Held des Falls genas.
Nichts destminder Teurdank der Held
Das Schwein noch mit seiner Hand fellt.
Unfallo kam gerennt hernach,
Aus falschem Mund er zů im sprach:
»Habt Ir das Schwein gefangen da?«
Teurdank sprach zů Unfallo: »Ja,
Aber ich hett mich also schir
Verrennt am Berg, das sag ich dir,
Dann gar nahend ich gefallen was
In ein Runs.« Unfallo sprach: »Das
Macht, daß Ir rennet so geschwind
Allweg, wann Ir auf dem Jeid sind.
Es wirdet nit allzeit gůt tan,
Ir mûßt Euch je baß in Hůt han.«
Teurdank sprach: »Es ist geraten wol;
Hinfür ich mer acht haben soll
Auf mich selbst in meinem Rennen.«
Unfallo dacht: Zů erkennen
Hab ich dir das nit gegeben,
Darumb daß du dardurch dein Leben
Sollest des basser des basser: desto besser. haben in acht.
In der Red ging daher die Nacht,
Darumb si ritten heim zůhaus.
Heut ist aber einmal aus
Ein groß und merklich Geferlicheit,
So Unfallo hett zubereit
Teurdank, dem Held und künen Mann.
Nu fahet sich ein andre an.


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