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(69) Abermalen ward ein Jeger zůnechst bei dem Teurdank
von einem Stein auf dem Gembsenjeid getroffen,
den der Held behielt, sonst hett er sich zů Tod gefallen.

Unfallo in Gedanken saß,
Ob er noch mochte finden was,
Dardurch der Held kem in Gefer.
In solchen Denken ritt daher
Ubers Feld ein gůter Jeger.
Den ersach Unfallo gar bald
Und rüeft im: »Lieber Jeger, halt,
Stee von deim Pferd, kumm zů mir her,
Merk, das ist mein fleißig Beger,
Darzů mein Bitt und gůter Will,
Den behalt in geheim und still.
Du bist der bösen Birg erfarn,
Daran man sich vor Fäll nit mag bewarn,
Daselbst wollt ich ein Gembsenjeid
Haben.« Der Knecht sprach: »Auf mein Eid
Sag ich weis, ein Gebirg ist mar mar: mürb.,
Und die Stein brechen allweg gar.«
Unfallo sprach: »Das wird sein recht!
Lieber Jeger, bestell zwen gůt Knecht,
Daß der ein gee an das Birg mit dir
Und der ander den Helden fier.
Doch hab Fleiß, si bed wol abricht
Und gib in dise Underricht,
Daß der ein hoch an dem Birg stee,
Der ander mit dem Helden gee,
Und daß si han iren Verstand,
Alsbald der Held kumbt in die Wand,
Daß dann der ober Baur ablaß
Stein auf den Held zů rechter Maß.«
Der Jeger bestellt also das Jeid.
Unfallo gieng mit Listigkeit
Zů dem edlen Held hochgeborn
Und sprach: »Ich hab Euch auserkorn
Ein ander ganz lustig Gejeid.
Wanns Euch gefellt, so gebt mir Bescheid.«
Teurdank der gabe ime zů versteen,
Er wollt gern an das Gejeid geen.
Unfallo ordnet im ein Knecht zů,
Der gieng mit dem Held am Morgen frů
An dasselb Gebirg gar fast hoch.
Glaubt mir, es was ein sorglich Joch.
Dem Bauren was der Weg wol kund
An das Ort, da sein Gesell stund.
Als er den Held daselbst hin bracht,
Weßt er von dem Anschlag und dacht:
Ich will mich ein wenig darvon
Machen, dann si werden Stein lon
Auf den Helden herab laufen;
Einer mocht mir sonst ein Kapp kaufen.
Der ober Baur nam eben war
Und sachs zůvor mit Fleiß ab gar,
Daß er die Stein mit Maß abließ,
Damit einer den Held nider stieß.
Die Stein hůben an zů fallen
Mit großem Gebrecht und Schallen.
Wiewol dem Held solchs gemessen was,
So schickt sich doch vil anderst das,
Dann die Stein sich teten wenden
Und auf den ein Bauren lenden,
Stießen in zů der Erden hart.
Der edel Held in zů der Fart
Begreif, als er in dem Fall was,
Dardurch der Baur vor dem Tod genas.
Also traf Untreu seinen Herren.
Teurdank dacht: Es wurd sich meren;
Darumb es ist Zeit, daß ich mich mach
Darvon, dann mich bedunkt, die Sach
Sei mir durch den Schalk zůgericht;
Dann er stets auf mein Schaden dicht.
Der edel Held saumbt sich nit lang;
Er gieng durch ein sonderen Gang
Von dem hohen Gebirg herab;
Das Birg was faul und hett kein Hab.
Als der Held zů Unfallo kam,
Unfallo in bei der Hand nam
Und sprach: »Wie ists Euch ergangen?
Habt Ir vil Gembsen gefangen?«
Der Held gab ime Antwurt bald:
»Der Bauren Untreu ist mannigfalt.
Es ist mir zů gricht gwest ein Spil,
Das mir schier wer worden zů vil,
Doch Untreu traf iren Herren.«
Die Red hort Unfallo nit gern,
Gedacht: Wie hat es doch ein Gstalt,
Daß er entgeet mein List manchfalt?
Sprach zů im: »Edler teurer Held,
Ich bitt Euch gar freundlich, Ir wellt
Mir gelauben bei meinem Eid,
Daß mir solchs ist von Herzen leid.
Weßt ich, das wer ein zůgricht Spil,
Ich hieß einen nit nemen vil,
Der solchs Euch wollt haben getan,
Sein Leben mûßt er darumb lan.«
Mit dem Wort tet er verklüegen
Sein Untreu und falsche Lüegen.


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