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(9) Wie der edel Teurdank seinem Vater dem Künig
und der Künigin Schreiben solich Reis verkündet, und er
im Underweisung und Leer gab.

Teurdank dem teurlichen Held
Lag die Künigin auserwölt
Fur und fur in seinem Sinn,
Darumb er bald ginge hin
Zů seim Herren und Vater.
Demselbigen erzelt er
Den Brief, darbei alle Wort,
So er vom Boten hett gehort,
Und wie er wollt auf die Fart
Gewinnen die Künigin zart
Durch ritterlich Tat und Eer
Oder in der Welt nit mer
Leben, sprach: »Herr Vater mein,
Mag es mit Eurm Willen sein,
So vergunnt mir dise Reis.«
Der Vater was klůg und weis,
Betrachtet die Waglichkeit Waglichkeit: Gefährlichkeit.,
Daß darauf Angst, Not und Leid
Mocht dem Sun widerfaren,
Dann er an seinen Jaren
Noch jung und nicht erstarkt was;
Die väterlich Treu macht das.
Herwider das erlich Gemûet
Dem alten Vater riet,
Daß er nach allen Eren
Dem Held das nit sollt weren;
Dann ein ritterlicher Held
Drumb wer kommen in die Welt,
Daß er sein Leib nit sollt sparn,
Sonder in dem Land umbfarn
Und treiben ritterlich Tat.
Also in des Künigs Rat
Väterlich Lieb und Manns Eer
Wider einander stritten seer;
Doch zog für zog für: siegte. das mandlich mandlich: mannhafte. Gemûet,
Das in dem alten Künig wûet,
Und spräche zů seinem Son:
»Die Reis will ich erlaubt han,
Doch so ist mein treuer Rat,
Daß du Gott in aller Tat
Wellest vor Augen halten;
So wirdest du groß Glück walten
Jetz und zů allen Zeiten,
Wo du umb wirdest reiten.«
Der Held solch Leer behalten tet,
Dann er fleißig sein Gebet
Alltag sprach mit Innigkeit,
Lobt Gott, Maria die Maid,
Darumb im Gott hat gefrist
Sein Leben wider all List
Und Betrug auf diser Erd.
Teurdank, der teurlich Held wert,
Als Wetter zů reisen kam,
Von seim Vater Urlaub nam;
Das er im erlaubet gern,
Dann die Reis beschach nach Ern.


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