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(10) Wie der bös Geist zů dem edlen Teurdank in verkerter
Gestalt kam und in gern von dem rechten Weg
gebracht hett.

Ir habt vormalen wol gehort,
Wie der böse Geist hat betort
Fürwittig und den Neidelhart;
Darumb macht er sich auf die Fart,
Zů versůchen sein Glück und Heil
An Herr Teurdank, dem Jüngling geil geil: fröhlich.,
Dann er wißt fürwar und gewiß,
Wo sich der Held in weisen ließ
Und wurde folgen seinem Rat,
So hofft er noch Jammer und Not
Zů stiften vil mer in der Welt
Durch in, dann sonst mit barem Geld.
Als sich nun rüstet der Teurdank,
Saumet sich der bös Geist nit lang,
Sonder kam zů im in sein Land,
Ein Bůch das trůg er in der Hand,
Bekleidt wie ein glerter Doktor.
In solchem Kleid kam er fürs Tor,
Ließ sich dem Helden sagen an,
Es wer hie ein kunstreicher kunstreicher: kenntnisreicher. Mann,
Der mit im geren reden wollt,
Daraus im groß Nutz kommen sollt.
Der Held ließ den Geist ein für sich,
Sprach: »Sag an, was will du doch mich
Underweisen? Dann ich leren
Von einem jedem allzeit gern.«
Der Geist stellet sich gar brechtlich brechtlich: prahlerisch.,
Sprach: »Gnediger Herr, vernemt mich
Recht und merkt auf mit allem Fleiß,
Dann warlich ich nit underweis
Ein jeden obgemelte Kunst Kunst: Wissen..
Ich hab ganz ein sondere Gunst
Zů Euren Fürstlichen Gnaden,
Darumb ich mich hab beladen,
Euch zů geben die rechten Leer.
Zweinzig Jar und der noch vil mer
Hab ich gelernet und studirt,
Was ich sag, das ist alls probirt.«
Der Held zů dem bösen Geist sprach:
»Doktor, fahe nun an fahe ... an: fange an. und sag,
Was ist doch die kostlich Leer dein,
Darumb du bist kommen herein?«
Der Geist sprach: »Nun merk ich eben,
Daß ich soll zů versteen geben
Euch meiner Leer den rechten Grund
Auf das kürzist zů diser Stund.
In dreien Artikeln hab ich
Mein Leer gestellet sicherlich.
Zů dem ersten: Dieweil Ir mer
Dann ander Menschen begert Eer,
So sollt Ir allweg Eur Natur
Folgen und alles das, so fur
Euer Angesicht wirdet gebracht,
Versůchen an allen Bedacht.
Dardurch so werdet Ir bekannt
Gar weit in manchem frembden Land,
Daß all Welt bei Euren Tagen
Vil Gůets von Euch wirdet sagen.«
Der Held auf solchs im Antwort gab:
»Aus meiner Geburt nimbst du ab,
Daß ich dir geren folgen sollt.
Ja, wann ich allein leben wollt
Nach meiner fleischlichen Begir
Recht wie ein unvernüftigs Tier,
Das wer aber nit wol getan,
Dann billich soll den Vorgang han
Die Vernuft und die göttlich Leer,
Darumb ich dir folg nimmermer.«
Der bös Geist in im selbs gedacht,
Wer hat dich neur so weis gemacht?
Doch schweig er darumb keinswegs still,
Sonder redt mer, sprach: »Herr, mein Will
Ist nicht, wie Irs villeicht versteet,
Davon ich vil zů sagen hett,
Mochts beweisen durch Dispütirn,
Doch damit wir nit Zeit verliern,
So vernembt die ander Leer mein:
Ir müeßt allzeit unverdrossen sein
Und Euch understeen der Abenteur,
Nicht scheuhen, si sein wild oder gheur,
Und nach weltlicher Eer trachten,
Darinnen keins Sterbens achten,
Ob Ir darin verliest Eur Leben,
So wirdet Euch die Welt geben
Darumb ewig Gedechnus zů Lon.«
Der Held darwider sprach: »Ich han
Vernommen die ander dein Sag Sag: Rede..
Nun ist das war und leit am Tag,
Daß Gottes Lon ist allzeit mer
Dann auf diser Erd alle Eer;
Dann was durch Hoffart wird verbracht verbracht: vollbracht.,
Dasselb nit ein guet Geschrei macht.
Zů dem, wer geferlich Sach fecht an fecht an: anfängt.,
Schnell mags im darin übel gan
Und dardurch verlieren Gotts Gnad,
Wie dann in Bûchern geschriben stat.
Hast du nun im Gelauben studirt,
So weißt du, daß da ist probirt
Mein Red und dises Argument.«
Der Geist antwortet im behend,
Sprach: »Mein gnediger lieber Herr,
Mich wundert je von Herzen seer,
Daß Ir bei so wenig Jaren
Der Schrift so vil habt erfaren.
Darumb ich jetz zů diser Zeit
Mich nit will furter furter: weiterhin. lassen weit
In Krieg mit Euch von den Sachen,
Sonder Euch nun kundig machen
Meiner dritten Underweisung.
Ir seid stark und darzů noch jung,
Reich und mechtig an allem Guet
Und tragt in Euch eins Ritters Muet,
Habt auch Leut zům Fechten tuglich,
Damit Ir anderen leichtlich
Abgewinnen möget ir Land
Und bringen in Euer gewaltig Hand;
Fragt nit, ob Ir des habet Fueg,
Erbiet Euch allzeit Rechtens genueg,
Und kombt alsdann der keinem nach,
Wellet auch rechen rechen: rechnen, halten. für kein Schmach,
Euren Eid zů brechen umb Guet;
Dann man Euch solches wider tuet,
Erlaubt ist Euch gleich zů messen.
Der Leer sollt Ir nit vergessen,
So werdt Ir regiren die Welt,
Reich an Landen und barem Geld.
Das sein dise mein Leer drei,
Die ich Eur Gnad durch mein Kunst frei
Hab wellen geben zů verstan.«
Der Held der sach den Doktor an
Und sprach zů im: »Es steet gschriben:
Wer nit will werden vertriben
Von Gott, der soll in Grechtigkeit
Leben und nit brechen sein Eid
Umb kein Gůt noch weltliche Eer.
Aus der Ursach ich deiner Leer
Hinfür noch jetz zů disem Zil
In keinen Weg nit folgen will.«
Dem bösen Geist dem tet es Zorn,
Daß sein Leer sollt sein verlorn,
Sprach: »Herr, Ir gebt mir scharpfe Wort
Und doch aus meinen Leren hort,
Daß ichs mein aus treuen Herzen.«
Teurdank der sprach: »Ja, in Schmerzen
Wurden mich deine Leer fueren,
Darumb ich daraus müeß spüeren,
Daß du bist ein hellischer Geist,
Der mich gar geren hett geweist
Von Gott auf ein unrechte Ban.
Aber du hast gefelt daran,
Dann gelaub mir genzlich fürwar:
Und predigest du ein ganz Jar,
So darfst du dir nit gedenken,
Daß ich von Gott welle wenken
Noch von meines lieben Vaters Leer.
Ich will streiten nach Gottes Eer,
Mein Glauben halten in der Not,
Und sollt ich darumb ligen tot.«
Der Geist, als er höret die Meer Meer: Nachricht.,
Antwort er: »Held, ich hör, mein Leer
Wirdet bei Euch nit haben statt,
Das mir nit klein zů Herzen gat.
Wiewol ich nun in diser Welt
Gar manchen hab, der umb das Geld
Sein Gelauben und Trauen bricht,
So ist doch dasselb alles nicht
Zů geleichen dem, das ich wollt
Haben ausgerichtet, wenn sollt
Mein Leer durch Euch sein angnommen;
Vil mancher noch darein wer kommen,
Der das itz nit gedenken tůet.«
Der Geist gedacht in seinem Můet:
Dieweil ich ongeschafft ongeschafft: unverrichteter Dinge. můß faren
Von hinnen, so will ich nit sparn,
Dir doch durch Schaden machen kund
Meiner dreier Dinstmannen Bund.
Si sollen dich durch Haß und Neid
Verfolgen stets zů aller Zeit
Und bringen in Not und Leiden,
Nachdem du je nit willt meiden
Gottes Gesetz und die Gebot sein;
Darumb wirst du noch kommen in Pein.
Der bös Geist nach solchem zůhand
Von dem edlen Helden verschwand.
Als es nun wider warde Tag,
Gelaubt mir, dann ich Warheit sag,
Und was geordent all Sachen,
Mûßt er im des Geists selbs lachen,
Gedacht: wie geren hette mich
Der Geist verfûret betruglich.
Aber ich getrau meinem Gott,
Der werd mich behüeten vor Not
Und dem, das mir mocht schedlich sein
Auf diser fürgenommen Reis mein.
Will darauf weiter nit beiten,
Sonder morgen von hin reiten.


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