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(58) Teurdank der sollt in einem Kriegscheff durch die
List Unfallo von dem Pulver verdorben sein.

Unfallo bei im selbs ratschlagt
Ein Sach, davon er niemands sagt.
Hett darauf Tag noch Nacht kein Ru,
Bis er ein Kriegscheff richtet zů;
Darein legt er mit Pulver Faß
Heimlichen. Niemand weßt, wie das
Durch in ins Scheff wer verborgen;
Und als der teur Held auf Morgen
Sollt faren, wann es wurde Tag,
Legt er voll Pulver einen Sack
Hin auf die anderen Feßlein
In das zůgericht Kriegschifflein
Und befalh eim geheimen Knecht:
»Hör eben auf und merk mich recht!
Wann das Scheff ist nun weg vom Land
Gefaren, so nimm in die Hand
Dein gewondlich Pirschbüchsen gůt,
Als wöllest du aus freiem Můt
Schießen zů einem wilden Tier,
Und stee nahend umb die Revier,
Da der Sack mit dem Pulver ist;
Wirf den Zündstrick aus deinem List
Gar heimlichen brinnend darauf.
So das beschicht, darnach darvon lauf
Gar weit an ein ander Ort dar.
Doch sollt du dabei nemen war,
Wann nun das Pulver an wird gan,
Daß Teurdank nit komme darvon.«
Der Diener merkt den Befelh wol,
Sprach: »Herr, ich der Sach recht tůn soll.«
Als Unfallo solchs hett bestellt,
Zů dem Teurdank er sich gesellt
Und sprach: »Herr, wollt Ir für Kurzweil
Auf dem Wasser faren ein Weil,
So werd Ir finden Feldgefugel Feldgefugel: Feldgeflügel.,
Die mügt Ir mit einer Kugel
Pirschen aus Büchsen, wie Ir wellt.
Den Knecht hab ich Euch darumb bestellt,
Dann es jetzo gůt Wetter ist.«
Teurdank besorgt keinen List
Und sprach: »Ich far auf Eurn Bescheid.«
Unfallo gab dem Held das Geleit
Zum Schiff, das er hett zůgericht;
Es was ein untreuer Böswicht.
Der Held nit weit kam gefaren
An ein End, da vil Vögl waren,
Zů denen der Teurdank pirschet.

Der Knecht den Zündstrick dieweil hett
Geworfen auf den Sack hindan.
Nit lang gieng derselbig Sack an
Und brennt nit under sich darein.
Das mocht warlich wol ein Glück sein,
Dann der Sack lag auf dem Pulver zwar,
Darumb es felt nit umb ein Har,
Wo das Pulver angangen wer,
Das hett si all bracht in Tods Gefer;
Aber Gott behüet si allsant.
Damit si füern heim zu Land
Zů Unfallo, dem falschen Wicht,
Der die Bosheit hett zůgericht.
Unfallo sach si nit geren,
Darumb daß wol gangen was dem Herrn,
Und im sein Anschleg nit gerieten.
Er tet sich hoflich erbieten
Und fraget bald den werden Mann
Aus falschem Grund mit Worten schan,
Wie im sein Lüst geraten wer.
Er sprach: »Fürwar glaub mir der Mer,
Dein Knecht der ist unbedacht;
Alsbald man den Zündstrick her bracht,
Warf er den, do das Pulver lag.
Damit er keiner Vernuft pflag,
Dann es sollt uns all han verbrannt.«
Unfallo sprach: »Herr, in meim Land
Lasse ich den Knecht umb kein Gůt
Beleiben, dann mir das ant mir das ant tůt: mir ist das zuwider. tůt.«
Aber einer andern Meinung was
Sein Herz, dann er darin trůg groß Haß,
Daß dem Held nichts was beschehen.
Ir habt kein bösern Mann gesehen
Als Unfallo was, derselb Wicht.
Nu hört, was er fürter erdicht.


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