Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

(65) Wie dem Teurdank ein Scheff, darauf er fůr, durch
ein ander Scheff mitten zerspalten ward und er groß Geferlicheit
litt, bis er zů Land kam.

Als Unfallo den Brief gelas,
Grimmig und zornig er darab was,
Von seim Herzen er hart erschrak.
Geleich an demselbigen Tag
Fiel im ein ein ander Ort,
Daran er hofft zů stiften Mord.
Dem Haubtmann tet er darauf schreiben,
Daß er den Held hieß beleiben
Bei im und darbei hett kein Rů,
Sonder richtet ein groß Scheff zů.
Und wann dasselb wer zůgericht,
So sollt er alsdann lassen nicht,
Sonder etlich Knecht bestellen
Mit sambt andern Schiffgesellen
Und die mit dem Schiff faren lan.
Wann Teurdank, der teurliche Mann,
Mit seinem Scheff aufs Wasser kem,
Und der Schiffmann sein darin warnem,
Daß er ließ die Růder rucken
Und des Helds Schiff fůr zů Stucken.
Do der Haubtmann gelas den Brief,
Gar wenig Necht er überschlief,
Bis all Sach wurden bestellt mit Fleiß.
Er machet auch die Scheffleut weis,
Wie des Helds Schifflein gestalt was,
Damit si mochten kennen das.
Der Held fůr aufs Wasser hindan;
Das tet auch der bestellt Scheffmann.
Und als er des Helds Scheff ersach,
Auf das zů farn was im gach,
Und traf des Helden Schiff so grob,
Daß es sich halb von ander klob von ander klob: auseinander brach..
Darein dann gar vil Wasser gieng;
Jedermann darab Schrecken empfieng.
Als nun solche Handlung geschach,
Teurdank der Held ein Strick ersach
Hangen heraus dem großen Schiff.
Denselben Strick der Held begriff
Mit allen Kreften in sein Hand.
Vil Volks das stund auch an dem Land;
Die sahen das Scheff in der Not,
Fielen auf ir Knie, baten Gott,
Daß er erzeigt die Genad sein
Und hulf dem Volk in dem Schifflein.
Das namen etlich Scheffleut war,
Fůren mit iren Schifflein dar,
Dem Teurdank zů helfen aus Pein.
Das beschach; dann in dieselben Schifflein
Er und sein Gesellen vorgenannt
Saßen und fůren darin zu Land.
Unfallo bald zů dem Held kam,
Fälschlich er in auf ein Ort nam,
Fraget, wie im gefallen hett
Das Schloß und seiner Frauen Stedt.
Er sagt: »Mir gefellt des alls wol,
Doch weiter ich dir sagen soll,
Daß ich gar nah ertrunken wer.«
Unfallo sprach: »Nit gůte Mer
Das sein«; und ganz desgleichen tet,
Als ob er groß Leid darumb hett,
Und sagt: »Es ist mir treulich leid,
Das red ich, Herr, auf meinen Eid;
Ich will Euch mer nit faren lan,
Ir habt dann ein berichten berichten: erfahrenen. Scheffmann.«
Solchs sagt er aus einem Betrug,
Zů verbergen sein falsche Lug,
Und doch sich nichts destminder besann,
Wie er sein Sach wollt greifen an.


 << zurück weiter >>