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(4) Wie der alt Ritter des Künigs Romreichs Tod seinen
Räten verkundt verkundt: verkündete., die das der Tochter auch zů wissen tůn,
und welcher Maßen der Künig bestett ward.

Als der alt Ritter kam an Hof,
Eilunds er zu den Reten lof lof: lief.
Und sprach: »Ich bring Euch leidig Mer leidig Mer: leidvolle Nachricht.,
Dann gar kurzlich ist unser Herr
Aus der Welt verscheiden mit Tod,
Doch er vor vor: zuvor. sein Testament hat
Aufgerichtet, wie sich gebürt,
Das hab ich mit mir her gefüert,
Der Künigin mit zů zeigen an,
Wen si soll han für iren Mann.«
Erzelt in auch, was er mit Mund
Im hett gesagt in der letzten Stund.
Die Rät erschraken zůmal hart,
Sprachen: »Wir bitten ein klein Wart,
So well wir zů unser Künigin
Aufs fürderlichist uns füegen hin
Und ir mit Gelimpf mit Gelimpf: in schonender Weise. zeigen an
Die Sach, wie wirs vernommen han.«
Der Ritter gab sein Willen darein,
Die Rät gingen zů der Künigin ein,
Sprachen: »Gnad Frau, wir zweifeln nit,
Daß Eur Zucht und jungfreulich Sitt
Ger Ger: begehre., sich zů bekümmern umb das,
So ewiglichen durch kein Maß
Mag widerumb gebracht werden
Durch ein Menschen hie auf Erden.
Dieweil wir des Wissen tragen,
So wöll wir Euch ein Sach sagen,
Darab Ir billich werd tragen Leid,
Doch hoff wir, es bschech bschech: geschehe. mit Bscheidenheit Bscheidenheit: Einsicht.:
Dann die höchst Vernuft und Leer ist,
Des zů vergessen, so zů keiner Frist
Mag wider in sein Statt wider in sein Statt kommen: wiederhergestellt werden kann. kommen.
Wir hon von eim Mann vernommen,
Der gwesen ist Eurs Vaters Rat,
Daß unser Herr der Künig sei tot
Und hab im geben sein Testament
Bei gůter Vernuft vor seim End,
Darbei im befolhen mit Mund,
Euch zů sagen, was Ir sollt tůnd,
Und er von im in Befelh hat,
Darumb er Eur Gnad bitten lat,
Ir wöllt in hören mit Gnaden.«
Die Küngin was mit Schmerz beladen,
Alsbald si höret dise Mer,
Daß ir Herr Vater gestorben wer;
Aus den Äuglein liefen Treher Treher: Tränen.,
Dann ir die Sach gar vil neher
Dann jemands anders ging zů Herzen.
Aus großem Jammer und Schmerzen
Sprach si: »Wiewol nun uns allen
Soll, was Gott tůt, wolgefallen,
Noch, so es war müglich gewesen,
Gert ich meins Vaters Genesen
Und sein Leben auf heut den Tag;
Doch dieweils nit anders sein mag,
Will ich den Ritter hören nit,
Bis sein Leib nach künglichem Sitt
Ist begangen und begraben.
Darnach so will ich erst haben,
Daß Ir gleich in derselben Stund
Meiner Landschaft Landschaft: die versammelten Stände des Landes. in Schrift tůt kund,
Daß si erschein bei mir im Rat.
Wann sich dieselb versammelt hat,
So mügt Ir den Rat bringen her,
Zů hören meins Vaters Beger.«
Die Ret lobeten ir Weisheit,
Sprachen: »Frau, wir sein allzeit bereit,
Zů tůn nach Euerem Gebot;
Allein befelht die Sachen Gott,
Der mag das wol widerbringen.«
Den Künig ließ man erlich besingen,
Nach künglicher Art ward er bestett.
Als man das alls nun getan hett,
Do ward beschriben beschriben die Landschaft: die Landstände angeschrieben. die Landschaft,
Und daß si sich gar kein Ehaft Ehaft: Recht und Pflicht.
Ließen verhinderen daran,
Sonder erschinen von stundan
Vor der Künigin und den Reten,
Dann si genötig genötig: dringend. Sachen hetten
Zů sagen und nach irem Rat
Handlen, dieweil der Künig wer tot.
Die Landschaft erschein gehorsam,
Kamen für die Küngin allsam.


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