Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Freudelied.

Laßt das unfruchtbare Denken
In des Lethe Grund versenken,
Diese Feindin aller Lust;
Sie verscheuchet uns Hygieen,
Zwinget Hebe zu verwehen,
Machet kalt des Menschen Brust.

Fühlen laßt uns, einzig fühlen!
Grübelnd nicht das Blut uns kühlen,
Hemmen nicht der Freude Lauf;
Laßt uns immer Funken sprühen,
Ewig flammen, ewig glühen,
Jugend hört dann niemals auf.

Und mit grünen Thyrsusstäben
Springen wir durch's kurze Leben,
Daß es werde uns ein Fest;
Die Pokale sollen schäumen,
Schwingen zu den Himmelsräumen
Uns der Saft der Traube läßt.

Lasset nicht durch thöricht Streben
Freudlos schwinden unser Leben,
Nur die Gegenwart erfreut;
Vergebens sucht ihr gediegenen Sinn,
Er will euch niemals erscheinen,
Gerichtet ist alles auf leeren Gewinn,
Es möchte der Redliche weinen.
Gezählt wird nur, es wird verzählt,
Denn überall das Göttliche fehlt.

Auf diese Verheißungen nie mehr baut,
So lang jene Männer noch schalten,
Doch auf die Zukunft beharrlich vertraut,
Es lebet ein höheres Walten;
Ob häufig getäuscht auch Hoffnung entfiel,
Wird einstmals dennoch erreicht das Ziel.


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