Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Adolph's Verzweiflung.Dieses und das folgende Gedicht beziehen sich auf den, eine in Constantinopel stattgefundene Begebenheit zum Grunde habenden Roman der Freyfrau v. Attemps, gebornen Freyin v. Herbert, deren Vater K.K. Internuntius daselbst war. Ein wegen der Revolution aus seinem Vaterlande nach Constantionpel geflüchteter junger Franzose verliebte sich daselbst in die Tochter eines Türken, und sie sich in ihn; dieses wurde entdeckt. Beyder Tod, oder daß er Mohamedaner werde, eines von beyden sollte er wählen; der Jüngling ergriff letzteres und ehelichte die Türkin. Sein Abfall vom Christenthum säumte nicht, ihn unglücklich zu machen; er schrieb es nieder; zufällig bekam es seine Gattin zu lesen, wodurch sie die Ursache seiner Schwermuth erfuhr. Von nun an war ihr Glück, ihre Gesundheit dahin. Gram verzehrte ihr Leben; sie gestand es ihrem Manne, der sie mit dem Christenthume bekanntmachte; Esma ließ sich taufen. Als sie gestorben, kehrte Adolph öffentlich in den Schooß der Kirche zurück, wissend, daß der Tod darauf stand; aber den wünschte er, wollte mit der Geliebten wieder vereint werden, das gegebene Aergerniß mit seinem Blut auswaschen. Er ward enthauptet.

Esma! namenlose Wonnen
Glühten einst in diesem Laute mir,
Gräßlich ist der schöne Traum zerronnen,
Ruhe find' ich selber nicht bey dir.

Nimmer wieder kann ich dich ersehnen,
Zeit der Unschuld, kehrest nicht zurück!
Auch in ihren Augen stehen Thränen,
Nur in Wehmuth lächelt mir ihr Blick.

Esma! o verzeih, verzeih dem Armen,
Der des Lebens Frieden dir geraubt,
Mit dem Herzen habe du Erbarmen,
Welches an der Liebe Glück geglaubt.

Mich umgeben ew'ge Todesschauer,
Zitt're, wenn mein End' zu nahen droht,
Doch ertrag' ich nicht des Lebens Dauer,
Aber fürchterlicher ist der Tod.

Als, von Liebesflammen ganz umfangen,
Ich beseligt lag an deiner Brust,
Ach! warum nicht dürft' ich da gelangen
Zu des schönern Lebens ew'ger Lust?

Konnte denn ich feige dich verlassen,
Als der Wütherich uns überfiel!
Ewig müßte ich mich selber hassen,
Blieb' ich dir nicht treue bis zum Ziel.

Keinen andern Ausweg fand ich offen,
Für Erwägung keine Zeit es gab,
Und das Eisen hatte dich getroffen,
Wärest durch mich selbst gestürzt in's Grab.

Die dem Tod entgegen wollte gehen,
Die für mich sich bot dem Dolche dar,
Hätt' ich ruhig sollen morden sehen,
Da ein Wort zur Rettung nöthig war?

Doch nicht blos, damit nicht Esma stürbe,
Machte, daß ich meinen Gott verließ;
Daß ich sie hiedurch für mich erwürbe,
Wirkte mit, daß ich mich so bewies...

Immerhin erblick' ich mein Verbrechen,
Vor mir selber schaud're ich zurück,
Fühle schon an mir es quälend rächen,
Kenn' das mich erwartende Geschick;

Sehe ewig sich die Hölle dehnen,
Wo Vergeltung unerbittlich wohnt,
Rinnen immerfort der Reue Thränen,
Ewig folternd die Verzweiflung thront.

Auch den letzten Trost muß ich vermissen,
Beten selber kann ich nimmermehr,
Auf der Erde ist mein Glück zerrissen,
Und Verdammniß schallt von Jenseits her.


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