Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Den teutschen Künstlern zu Rom.

Im Jahre 1918.

Preis und Ruhm den edelen Gemüthern,
Kräftig strebenden zum hohen Ziel,
Sich nichts machend aus den ird'schen Gütern,
Folgend treu dem eigenen Gefühl!

Dir,Cornelius der selbst du glühst, wie Paulus glühte,
Dessen Eifer deinen gleichend ist,
Wie auch dir,Overbeck mit kindlichem Gemüthe,
Der du wie Johannes harmlos bist!

Und euch andern all erhab'ne Jünger,
Große Künstler, weil ihr Christen seyd,
Nie ermüdend heldenmütige Ringer,
Euch ist liebend dieses Lied geweiht!

Die Apostel, in die Welt gesendet.
Sie verbreiteten des Heiles Wort,
Und zu jedem teutschen Land gewendet.
Kommt die Kunst durch euch an jeden Ort.

In der Stille muß es sich gestalten,
Wenn es kräftig wirkend soll erstehn,
Aus dem Herzen nur kann sich entfalten
Das, was wahrhaft wird zum Herzen gehn.

Wie zum freudig schattenreichen Baume
Einst der Saame wird, der ausgestreut,
Geht das Schöne, welches einem Traume
Glich, verkläret in die Wirklichkeit.

Und von Nord nach Süd, von Ost nach Westen
Wölbt der Baum sich über Teutschland ganz
Mit den herrlich lebensfrischen Aesten,
Und euch wird der ew'ge Siegeskranz.

Und der Baum wird tiefe Wurzeln schlagen
In dem ganzen teutschen Vaterland,
In der Zukunft Ferne wird er ragen,
Wenn des Staatsmanns Werk bereits verschwand.

Das, was war, ist niemals zu erstreben,
Kein Gestorb'ner kehrt zurücke mehr;
Aus dem Quell der Alten schöpfet Leben,
Aus Natur und Seele kam es her.

Ja! ihr nehmet es aus reinen Tiefen,
Fromm und einfach, wie die Vorwelt war,
Wecket die Gefühle, welche schliefen;
Ehrend zeugt's von euch und immerdar.

Sclavisch an das Alte euch zu halten,
Eures Strebens Zweck ist dieses nicht,
Seyd gefaßt von himmlischen Gewalten,
Dringet rastlos zu dem hehren Licht.

Lange ungekannt, noch unbelohnet,
Bliebt ihr viele Jahre ungeehrt,
Doch den Geist hemmt nichts, der in euch wohnet,
Und auch ihr erschuft euch selbst den Werth.

Wie Italien vom hellen'schen Strande
Die verherrlichende Kunst empfing,
Kommt zurücke aus dem teutschen Lande
Sie nach Rom, wo wahre Kunst verging.

Lust und Stolz von unserm teutschen Volke,
Teutscher Künstler römischer Verein,
Sonne, durch die lang verhüll'nde Wolke
Dringst erhellend in die Nacht du ein!


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