Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Das Versagte.

Geschrieben während dem Wiener Congresse.

Fühlte drängend glühendes Bestreben,
Kräftig mir die Fähigkeit gegeben,
Zu erreichen dauerhaften Ruhm;
Doch vergebens blieb mein sehnend Ringen,
Durfte nicht das Herrliche vollbringen,
Nicht erstürmbar ist das Heiligthum.
Um die Tugend selbst nicht zu verlieren,
Weich' der Mensch nicht von der Pflichten Pfad;
Welchem nicht gegeben zu regieren,
Der verzichte stets auf Herrscherthat.

Den als Retter Teutschland hätt' betrachtet,
Stehet in der Menge, unbeachtet,
Andern nach, die besser sind doch nicht;
Ruhm und Ehre konnten sie erlangen.
Mir ist die Gelegenheit vergangen,
Ward genommen mir durch harte Pflicht.
Wenn gepriesen Andrer Namen schallen,
Aufbewahret durch Unsterblichkeit,
Wird der meinige bereits verhallen,
Uebergeben der Vergessenheit.

Als Europa schmachtete in Ketten,
Spürt' ich auch in mir die Kraft, zu retten
Mich erhob die drohende Gefahr.
Um zu herrschen da in Augenblicken,
Hätte ich gegeben mit Entzücken,
Was Gewißheit mir für Zukunft war,
Hätt' für immer auf den Thron verzichtet,
Retter meines Vaterlands zu seyn,
Wenn durch mich des Feindes Macht zernichtet,
Wenn geendiget der Menschheit Pein.

Es ist hin, und nimmer kommt es wieder!
Niemals preisen mich die Siegeslieder;
Und das Haupt umgiebt kein Eichenkranz.
Dortmals, da sich knechtisch Alle bogen,
Von des Blendwerks falschem Schein betrogen,
Von des Ueberwinders blut'gem Glanz,
Dortmals auch, ich kann's mit Wahrheit sagen,
Zeigt' ich immer mich als seinen Feind,
War die Welt in Fesseln gleich geschlagen;
Doch der Ruhm, er bleibet mir verneint.

Der allein nicht in des Kampfes Wüthen,
Auch des sanften Ruhmes zarte Blüthen
Sollten ewig mir versaget seyn.
Nach dem Land, daß er so wahr gefühlet
Das der Tiber stille Fluth bespühlet,
Wo Natur und Kunst sind im Verein,
Ach! warum könnt' ich nicht, dort zu wohnen,
Schillern senden, jetzt noch lebt' er dort,
Seine Lieder würden selig lohnen,
Herrlicher aus Rom erklang' sein Wort.

Dich, den schmerzlich jetzt die Welt entbehret,
Müller,Der Geschichtschreiber Johann von Müller, bekannter als Johannes Müller. dich hat bald der Gram verzehret,
Wegen Schwäche eines Augenblicks.
Wehe! wer sich einmal läßt bethören,
Der wird nimmer selbst sich angehören,
Nie empfinden mehr des frühern Glücks;
Den die Hölle tückisch angelogen,
Welcher einmal dient Napoleon,
Ist in Strudels Wirbel mitgezogen,
Graut's ihm auch, er kann nicht mehr davon.

Jenen Zauber, der die Welt geblendet.
Hat das göttliche Gericht geendet;
Der's am würdigsten beschriebe, fehlt.
Unabhängig sorgenfreyes Leben,
O! wie gerne hält' ich dir's gegeben.
Den zum Priester Klio sich erwählt.
Nur, wenn Glück und Fähigkeit sich einen
Mit dem Willen, wird dem Mann der Lohn;
Können, Dürfen müssen sich vereinen,
Zu besteigen froh des Ruhmes Thron.


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