Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Tivoli.

II. Elegie.

Höret ihr's stöhnen hieselbst aus des tiefen Gemäuers Gewölben?
    Einstmals trug es des Feinds prächtiges üppiges Haus;
Doch es sank zusammen, es stürzten die schimmernden Wände,
    Mit vergeblichem Fleiß spähet der Forscher darnach.
Längstens nahm ihr Eigenthum wieder die Erde zurücke.
    Werden und Schwinden ist das Allen gemeinsame Loos,
Immer verdrängen einander die Völker, es wechselt die Herrschaft,
    Aber der Erde verbleibt ewig die alte Gewalt.
Bist du ein Teutscher und dich erhebet nicht mächtiges Fühlen?
    Führet es, Wanderer, dich hier an der Stelle vorbey.
Wo die Villa des Quintilius Varus gestanden,
    Der die Teutschen verhöhnt, Rache der Teutschen empfand.
Hermann tönet es dumpf in die Stille des einsamen Thales;
    Freude und Scham zugleich treibt in die Wange mir Glut,
Denkend an das, was Teutschland ist und was es gewesen,
    Soll für den Retter in ihm keine Empfänglichkeit seyn?
Wäre das Vaterland Hermanns so verächtlich geworden?
    Drücket doch weniger nicht wahrlich der Ketten Gewicht!
Und es gäbe zu siegen, Befreyung wie dort zu erringen,
    War doch damals Rom stets die gewaltige noch,
Und die, Teutoburg nahe, vertilgten Legionen die besten.
    Was die Geschichte uns lehrt, niemals doch wird es benützt.
Sie sind nun verhallet, die herrlichen Siege der Teutschen,
    Jedem Eroberer dient längstens das alternde Rom.
Es gehorchet Teutschland, sich selbsten zernichtend, dem Corsen;
    Und die Zwietracht allein hat es besiegt und besiegt's.


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