Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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III. Chor.

In dem Glück ist das Unglück verborgen,
In dem Leben der tödtliche Keim,
Blühest heut, ein Gestorbener morgen
Kehrtest bereits zu den Vätern du heim.
Wie des Meeres weitrauschende Wogen
Wälzend sich nahen und wieder entweichen,
Kommt die Göttin des Glückes gezogen,
Wer ihr trauet, der ist auch betrogen;
Daß die Gunst kann Dauer erreichen,
Noch erfahren kein Sterblicher hat.
Brüste dich niemals, daß du gesieget,
Kennst nicht die selber gestreuete Saat,
Nicht die Früchte der eigenen That.
In dem Siege schon Untergang lieget,
Und es wendet's kein menschlicher Rath.
Wie sich die Erde beständig im Kreise,
Schmerz und Freude auf ihr sich bewegt,
In des nämlichen Wechsels Geleise
Wird das Todte zum Leben erregt.


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