Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Nymphenburgs Wiedersehen.

am 5. Juny 1810

Frieden athmest du wie der Roma öde Gefilde,
    Meinen Geist umfaßt hier auch der täuschende Traum;
Schwermuth durchdringt mich, die hier ich so häufig gefühlet;
    Möchte weinen! Es wird meinem sich sehnenden Geist
Wehmüthig süße Erinnerung an das vergangene Leben,
    Was ich empfunden, ich fühl's, fühle mit Trauer es jetzt;
Was als Gegenwart mir zuwider gewesen, es rühret
    Im Andenken jedoch nahe zu Thränen mich nun,
Winkend schwebt das Gewesene vor des Sehnenden Blicken,
    Denke zurücke an euch, Oerter und Zeiten; an dich,
Heiteres Mannheim, aus den Jahren des Kinds und des Knaben,
    Unvergeßliche mir, freundliche blühende Pfalz!
Denke an das, was geschehen und was ich gesehen; Epochen
    Findet mein Leben in dir, Nymphenburg. Ferne der Welt
Leb ich hier, in dem Sitze der Einsamkeit; wie in der ewig
    Stillen Karthause, so herrscht trauriges Schweigen in mir.
Leer die Wohnungen meiner geliebten Schwestern, es ging die
    Eine, die andere auch; leb' ein Verlassener jetzt.
Bin nun wieder wo ich gewesen, bevor ich die vielen
    Länder gesehen, mich schmerzt's, daß es vorbey und ich hier.
Nymphenburg! Ruheheim solltest du heißen, es störet die Ruhe
    Nichts in dir, es eilt stille vorüber die Zeit.
Ununterbrochene Ruhe bedeckt ernst dieses Gefilde,
    Scheinbar todt enthält währendes Leben es doch,
Wie die Fontana in der Bewegung Ruhe uns zeiget;
    Stets entsteiget und sinkt, steiget und sinket zurück
Immer die Säule des Wassers, wie solches beständig die Sonne.
    Tage folgen dem Tag, schnell ist das Leben vorbey;
Aber zu des ewigen Himmels unendlicher Bläue
    Hebt der Gedanke mit Macht zu der Unendlichkeit sich.


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