Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Die Täuschung.

Sie war es nicht!
Der Phantasie betrügerisches Schweifen,
Der Seele blendend lichtes Traumgesicht
In das Gebiet der Wahrheit schien's zu greifen.
Die holden Züge sah ich vor mir schweben,
Und liebend sah das schöne Bild ihr gleich,
Die Reize borgte es vom blüh'nden Leben
Und täuschend griff es in der Wahrheit Reich.
Anmuthig, wie die Jugendgöttin zart,
Mit sanftem Lächeln schien sie mir zu nahen,
Mit Schönheit war die Güte mild gepaart,
Die wonnetrunknen Augen jetzt sie sahen,
Gestillet schien mein glühendes Verlangen,
Gekommen die Ersehnte nun zu seyn.
Ich wollte eben liebend sie umfangen,
Und dachte dich, Geliebte, endlich mein.
Aus meinen Armen sich das Traumbild wand,
Verlassen, einsam trauervoll ich stand.
Die himmlische Gestalt verwehte schnelle,
Nacht folgte auf die zauberische Helle.


 << zurück weiter >>