Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Tivoli.

III. Elegie.

Hier ertönte einstmals die Klage verschmähter Liebe
    Zu dem Hügel hinauf, aus dem Gefilde des Thals.
Alle wurden gerührt von den Liedern, nicht seine Geliebte.
    Längst ist die Klage verhallt, längst der empfundene Schmerz;
Wo der Dichter gewohnet, das Auge erspähet es nimmer.
    Selber die Spur ist verweht, alles vertilget die Zeit.
Viele Geschlechter vergingen und Völker kamen auf Völker,
    Unveränderlich währt Treue und Liebe doch hier.
Zwei Jahrtausende fast verschwanden, seit Properz gestorben,
    Liebe, die ihn durchdrang, lebet beständig im Thal.
Namlose Sehnsucht weckt der verklärende Schimmer des Mondes,
    Oeffnet des Menschen Gemüth. Heiliger Ahnung erfüllt.
Schwinget die Seele zur seligen Heimath der ewigen Liebe.
    Liebe! du dringest herab, hebst zu den Sternen das Herz.
Johanniswürmchen flimmern herum in den laulichen Lüften,
    Scheinen Funken der Glut ewiger Liebe zu seyn.
Unter des Oelhains bläßlichem Laube bemächtigte meiner
    Sich wehmüthiger Schmerz, süßer Empfindung Gefühl;
Weg von der Erde entschwang sich die Seele, gehörte der Liebe,
    Lebte derselben allein, löste sich auf in die Glut;
Liebte, doch hatt' ich keine Geliebte, da dachte ich meine
    Nie noch gesehene Braut mir aus dem Norden hieher,
Uns zufällig begegnend, nicht aber einander uns kennend,
    Beyde ergriffen zugleich flammender südlicher Glut;
Sah uns einander erblicken und finden, wonach wir gesehnet;
    Liebend bekannte das Herz, was es für's andere fühlt.
Mit der Ersehnten ward ich verbunden. So träumte ich wachend.
    Bleibest du nur ein Traum immer mein Leben hindurch?


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