Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Klage der römischen Kunstwerke zu Paris nach dem Frieden im Jahre 1814.

Alles will sich wiederum gestalten,
Wie's in hergebrachter Ordnung war,
Jedes kehrt zurücke zu dem Alten,
Froh geendiget ist die Gefahr.

Nimmer schrecket das unsichre Schwanken;
Die Gewalt, die alles sich erfrecht,
Steht nunmehr gebannt in heil'ge Schranken,
Frey ist jetzt der Sterblichen Geschlecht.

Dem rechtmäßigen Besitzer kehret
Sein geraubtes Eigenthum zurück!
Uns allein wird es jedoch verwehret,
Uns vergönnet man nicht dieses Glück.

Trauernd sehnen nach dem Vaterlande
Wir uns, nach Italiens schöner Flur,
Wo uns Jeder fühlte, Jeder kannte,
Nach der immer blühenden Natur.

Dort ist wahres Leben nur gegeben,
Ans den Trümmern der Vergangenheit
Wird dem Geist verklärendes Erheben,
Fühlt, entzückt bereits die Ewigkeit.

Sehnend kommet aus dem fernen Norden
In dem ew'gen Rom der Wandrer her,
Seine Blicke finden uns nicht dorten,
Auf demselben lastet Schicksal schwer.

Deine Strahlen, Sonne, leuchten immer,
Doch auf Wände, welche jetzo leer;
In des röm'schen Abends glüh'ndem Schimmer
Schwebt nicht Raphaels Verklärung mehr.

An der Andacht ehrfurchtsvollen Stäten,
Wo das Herz am Heil'gen gläubig hing,
Welche fromm die Menschen nur betreten,
Höhre Würdigung die Kunst empfing.

Und die Herzen wurden hehr erhoben,
Und der Gottes Mutter sel'ger Blick
Zog des Beters Seele mit nach Oben,
Ließ empfinden schon des Himmels Glück.

Mit der Heimath ward der Reiz genommen;
Ohne daß es größern euch gebracht,
Sind wir um den eignen Glanz gekommen,
Blos zu stolzen Zierden nun gemacht.

Eine immerwährende Anklage
Bleiben wir, daß noch die künft'ge Zeit
Von der falschen Großmuth zürnend sage,
Von verübter Ungerechtigkeit.


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