Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Den bayerischen Schützenmarsch vernehmend.

im Jänner 1815

Töne, die ihr mächtig mich beweget,
Lust zum Kampf mit neuer Kraft erreget,
Hoch entstammet ihr des Herzens Muth.
Heiße Sehnsucht füllet meine Seele,
Leidenschaftlich ich das Schwere erwähle.
Durch mein ganzes Wesen dringet Glut.

Jetzt ist eine solche Zeit gegeben,
In dem Augenblicke ganz zu leben,
Ohne Rücksicht weihend sich der That,
Damit Ordnung wiederum beschieden,
Nur durch Kampf wird dauerhafter Frieden,
Das vergoss'ne Blut wird reiche Saat.

Höchstes, reinstes, seligstes Entzücken,
Zu genießen dieses Siegs Beglücken,
Zu erleben Teutschlands schönste Zeit!
Doch es ist auch Jener Loos zu preisen,
Welche dafür sterben, denn verheißen
Ist denselben Ruhm in Ewigkeit.

Seh' nach Frankreich Teutschlands Jugend eilen
Mit den Fürsten, ich allein muß weilen
Thatlos, von dem Heere weit zurück.
Mich, den frühe teutscher Sinn begeistert,
Den nicht die Gefahr, nicht Glanz bemeistert,
Seh' ich ausgeschlossen von dem Glück.

Siedend rollt das Blut in meinen Adern,
Und mit meinem Schicksal möcht' ich hadern,
Daß es mich vom Kampf entfernet hält.
Den Tyrannen helfen zu bezwingen,
Siegend selber nach Paris zu dringen:
Dieß Gefühl ersetzet keine Welt.

Ja! ihr mahnet mich, ihr Hörnertöne,
Hin zu ziehn wie Teutschlands tapfre Söhne,
Hin nach Frankreich zu der Völkerschlacht,
Kämpfend bis der Menschheit Feind bezwungen,
Und der Welt den Frieden wir errungen,
Bis das große Werk durch uns vollbracht.


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