Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Adolph's Versöhnung.

Ruhe du in ewig sanftem Frieden!
Ausgelitten ist des Herzens Qual;
Von dem Gram des Irdischen geschieden,
Glänzest du in der Verklärung Strahl.

Selig in des Himmels stillen Höhen
Bist du, Esma, wo die Gottheit thront,
Frey für immer von des Lebens Wehen,
Fühlest deine Tugend nun belohnt.

Dir ist wohl! die frühe du vollendet,
Aus der Erde finstrer Trauernacht
Zu dem Lichte gläubig dich gewendet,
Zu endloser Wonne froh erwacht.

Mich berührt nicht mehr der Welt Gewimmel,
Ihm gehör' ich jetzo nimmer an,
All' mein Hoffen gehet auf den Himmel,
Und das Irdische erscheint als Wahn.

Zu der Höhe drängt es mich zu schwingen,
Hin, wo ihre reine Seele weilt.
Kann mein Sehnen hin zu Esma dringen?
Wird von ihr die Liebe noch getheilt?

Ja, sie wird's! nicht sterblich war dein Fühlen
Hehrer Geist in menschlicher Gestalt.
In den schwindelnden Gewühlen
Hast du, liebend, lebend, fromm gewallt.

Was hienieden Liebe treu gewoben,
Wahrt auch jenseits unzertrennlich fort,
Nie wird Seelenbündniß aufgehoben,
Uns're Ahnung krönt Erfüllung dort.

Treulich wird dein Wille jetzt erfüllet,
Kehre in der Kirche Schoos zurück
Aus der Sünde, die mich eingehüllet;
Fern vom guten Gotte giebt's kein Glück.

Heiligster, du bist ein Gott der Liebe!
Willst Verdammniß deiner Kinder nicht;
Kannst nicht wollen, daß ich elend bliebe,
Sey barmherzig nun in dem Gericht.

Meine schweren Sünden abzubüßen,
Weih' ich mich dem Tod aus eigner Wahl,
Oeffentlich, wie ich gefrevelt, fließen
Soll mein Blut jetzt unterm Todes-Stahl.

Bald gehoben wird der dichte Schleyer,
Der vor meinem Blick die Zukunft deckt,
Zu der Liebe endeloser Feyer
Wird die Seele freudig schnell erweckt.

Sehe schon die Sonne aufgegangen,
Welche wir zum Letztenmale scheint,
Bald befriediget wird mein Verlangen;
Bin mit Esma ewig dann vereint.


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