Ludwig I. von Bayern
Gedichte
Ludwig I. von Bayern

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Bey der Veroneser Clause.

Deine Asche selber ist zerstaubet,
Die Jahrhunderte entflohen hin,
Deines Ruhmes doch die Zeit nichts raubet,
Glänzend wird derselbe stets verziehn.

Du, mein Otto, großer Wittelsbacher!
Diese Alpenhöhen zeugen dein,
Für der Teutschen Würde muthig Wacher,
Ew'ges Denkmal dir ist dieß Gestein.

Damals galt es ihres Kaisers Ehre:
Ob erkaufen er den Durchgang soll,
Oder mit des Reiches ganzem Heere
Schmählich fliehen, ew'ger Schande voll.

Denn der Engpaß war vom Feind genommen,
Über dessen Berge stand er hin;
Auf der steilern Klippen Höh' zu kommen,
Dem Verwegensten unmöglich schien.

Fragend trat der Kaiser zu dem Kreise:
Ob kein Fürst denn unter allen da,
Der zu helfen wüßt' auf eine Weise? –
Nach dem Kaiser jeder schweigend sah.

Edlen Zorns erglühten Otto's Wangen,
Schnell er mit der Treuen kleiner Schaar,
Der zu retten dringendes Verlangen,
Auf die Höhn der Ehre und Gefahr.

Und er hat die höchsten kühn erstiegen
Und von Schande er gerettet hat,
Alle Feinde mußten unterliegen,
Groß belohnet ward die große That.

Freudig blick' ich auf zu diesen Felsen,
Wo du Bayern muthig dir errangst,
Unaufhaltbar wie des Bergstroms Wälzen
Auf den Feind zerschmetternd stürzend drangst.

Bleibe deinen Enkeln Beyspiel immer:
Teutschlands Ehre zu erhalten treu,
Daß sie lassen von derselben nimmer,
Daß die alten Zeiten werden neu.


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