Edmond de Goncourt
Die Dirne Elisa
Edmond de Goncourt

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XVIII.

Mit diesem Tag begann für Elisa ein unstetes Herumzigeunern, ein Wanderleben von Provinz zu Provinz, wie es die Tour des Handlungsreisenden mit sich brachte, ein ewiger Wechsel von einem Bordell zum anderen im Norden, im Süden, im Osten und im Westen Frankreichs. Einen Monat lang war sie in Besançon, im nächsten Monat in Nantes, dann in Lille, dann in Toulouse, dann wieder in Marseille. Immer war sie ein paar Tage vor ihrem Geliebten da, und wußte es so einzurichten, daß ihr Mann überall bei seiner Ankunft die Liebe und Dienstbarkeit einer Sklavin gratis vorfand: Die Unannehmlichkeiten, Schwierigkeiten und Mühen dieses unaufhörlichen Zigeunerlebens ertrug Elisa heiter und mit unermüdlicher Geduld, ohne auch nur nach einem Worte des Dankes zu fragen.

In Wahrheit liebte Elisa ihren Zuhälter nicht. Es war nichts als eine rein physische Leidenschaft, die manchmal auf rätselhafte und unbekannte Weise Frauen ihrer Art an einen bestimmten Mann fesselt. Ihr Herz sprach dabei nicht mit.

Seit Monaten hatte in dieser sinnlichen Frau die Sehnsucht nach vollkommener Hingabe geschlummert, mit der sie sich an irgend jemanden zu klammern suchte, und da war ihr gerade dieser Handlungsreisende in den Weg gekommen. Das war alles.


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