Friedrich der Große
Briefe
Friedrich der Große

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An Prinz Heinrich

Potsdam, 5. März 1778.

Glaube nicht, lieber Bruder, daß ich mich schon am Ziele meiner Arbeit wähne. Deutlich sehe ich alle Schwierigkeiten, die sich mir auf meiner Bahn entgegenstellen, und andere Zufälle, die bei den heutigen kritischen Umständen eintreten können. Darum muß ich so langsam vorgehen und darf nicht eher den Fuß niedersetzen, als bis ich den Boden genau geprüft habe. Ich weiß nur zu gut, welch jämmerliche Kreaturen die armen deutschen Fürsten sind, und so liegt mir die Absicht fern, ihren Don Quichote zu spielen. Wollte ich aber dulden, daß Österreich sich despotische Macht in Deutschland anmaßt, so hieße das, ihm Waffen gegen uns selbst liefern und es noch furchtbarer werden lassen, als es ohnehin schon ist. Kein Mensch, der sich auf dem Posten befindet, wo ich stehe, kann das zulassen. Das Gleichgewicht der beiderseitigen Kräfte ist der zweite Grund, der mich zur Einmischung zwingt; denn ich kann nicht die Hand dazu bieten, daß Österreich eine solche Überlegenheit erlangt, daß jeder Widerstand mit der Zeit aussichtslos wird. Du begreifst, lieber Bruder, diese Gründe sind so mächtig und gewichtig, daß man sich ihnen unterwerfen muß.

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