Friedrich der Große
Briefe
Friedrich der Große

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An Grumbkow

Remusberg, 1. November 1737.

Sie haben, lieber Feldmarschall, hochherzig meine Verteidigung übernommen, als der König auf mich zu sprechen kam. Nie hatte ein Künstler eine so schlechte Meinung von seinem eigenen Werte, wie der König von mir. Ist es Bescheidenheit, so muß ich gestehen, daß sie etwas weit geht. Eher neige ich zu dem Glauben, daß ein unseliges Vorurteil, das er von jeher gegen mich gehegt, und das durch das Alter eingewurzelt ist, ihn so schlecht über meinen Charakter urteilen läßt. Wer dürfte sagen, daß man mit Frankreich nicht Krieg führen kann, weil man französisch spricht, die guten Schriftsteller liest, die französisch geschrieben haben, und die höflichen und geistreichen Leute liebt, die diese Nation hervorgebracht hat? Ich kenne nichts als meine Ehre. Alles, was ihr vorteilhaft sein kann, wird stets die Richtschnur meines Handelns sein, und keine Rücksicht kann mich hiervon abbringen.

Gott weiß, daß ich dem Könige ein langes Leben wünsche. Tritt aber zu seinen Lebzeiten der Erbfall nicht ein, so wird man die Grundlosigkeit der Anklage erkennen, daß ich meine Interessen fremden Mächten zum Opfer brächte; ich fürchte eher, man wird mir zuviel Verwegenheit und Lebhaftigkeit vorwerfen. Anscheinend hat der Himmel den König dazu bestimmt, alle Vorkehrungen zu treffen, die Weisheit und Vorsicht erfordern, bevor man einen Krieg beginnt. Wer weiß, ob die Vorsehung mich nicht aufspart, um glorreichen Gebrauch von diesen Vorbereitungen zu machen und sie zur Ausführung der Pläne zu benutzen, zu denen des Königs Vorsorge sie bestimmt hatte!

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