Friedrich der Große
Briefe
Friedrich der Große

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An Marquis d'Argens

Neumarkt, 17. August 1760.

Gott ist stark in den Schwachen: das sagte der alte Bülow jedesmal, wenn er uns anzeigte, daß seine Kurprinzessin schwanger sei. Ich wende dies schöne Wort auf unsere Armee an. Die Österreicher, 80 000 Mann stark, wollten 35 000 Preußen umzingeln. Wir haben Laudon geschlagen, und die übrigen haben uns nicht angegriffen. Das ist ein großer, unverhoffter Erfolg. Aber damit ist das letzte Wort noch nicht gesprochen. Wir müssen noch klettern, bis wir die Höhe des steilen Felsens erreichen, um das Werk zu krönen. Mein Rock und meine Pferde sind blessiert. Ich selbst bin bisher unverwundbar. Niemals haben wir größere Gefahren überstanden, niemals gewaltigere Anstrengungen gehabt. Aber was wird das Ende unserer Mühen sein? Ich komme immer wieder auf den schönen Vers von Lukrez zurück:

Glücklich, wer in dem Tempel der Weisen geborgen!«

Haben Sie Mitleid, lieber Marquis, mit einem armen Philosophen, der seiner Sphäre gar wunderlich entrückt ist, und behalten Sie mich stets lieb.

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