Friedrich der Große
Briefe
Friedrich der Große

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An die Königin Ulrike von Schweden

Potsdam, 15. April 1772.

Ich wünschte, liebe Schwester, daß unser Klima während Deines Besuches sich aufraffte und herrliche Früchte zeitigte, wie Andalusien oder das Königreich Neapel. Die ich Dir anbieten kann, haben nicht das Aroma, aber da es nun einmal so ist, bist Du so liebenswürdig und gibst Dich mit dem zufrieden, was ich Dir anzubieten mir erlaube.

Auf Deiner Pilgerfahrt nach Wusterhausen hat Dich also, liebe Schwester, der alte Baron, unsere wandelnde Chronik, begleitet. Ich kann mir denken, was er Dir gesagt hat: »Hier war es, wo Frau von Kameke immer so viel aß, bis sie sich den Magen verdorben hatte; hier gab Astralicus seine Mordsgeschichten zum besten. Da pflegte der verstorbene König zu sitzen und zu rauchen, und an jener Stelle unterhielt ich die Gesellschaft mit meinen Reiseerinnerungen. Dort nach der Küche zu saß Holwedel und wurden die Köche, bevor der Tisch gedeckt wurde, regelmäßig mit Stockschlägen traktiert. In diesem Saal feierte man den Hubertustag; bis alles berauscht war; auf den Tischen standen Henkelkrüge und Würstchen. Dort waren die Hoboisten aufgestellt, die aus den alten Opern spielten, die Buononcini im Auftrag der Königin Sophie Charlotte in Charlottenburg komponiert hatte. Hier bekamen die Hunde ihr Jagdrecht. Hier wohnten Grumbkow und Seckendorff, und endlich an dieser Stelle kriegten sich der Fürst von Anhalt und Grumbkow beinahe in die Haare.«

Gut 16 Jahre sind es her, daß ich nicht mehr den Fuß in dies verzauberte Schloß gesetzt habe, und doch ist meine Erinnerung an alles noch recht frisch. Ich für meine Person kann mich noch recht gut auf eine Reihe von für mich recht unerquicklichen Auftritten besinnen. Das alles kommt uns jetzt nur noch wie ein Traum vor.

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