Friedrich der Große
Briefe
Friedrich der Große

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An Jordan

In einem Dorf, dessen Aussehen und Namen ich nicht kenne,
den 3. März 1741.

Jordan, es tut mir sehr leid, daß es Dir schlecht geht. Meine Wünsche sind stets auf Dein Wohlbefinden und auf alles gerichtet, was Dir ersprießlich sein kann. Mir ist es nicht besser ergangen als Dir. Ich bin glücklich einem dichten Schwarm Husaren entronnen, der uns umstellen und gefangen nehmen wollte. Ohne mich zu rühmen, ich habe mich ziemlich geschickt aus der Klemme gezogen. Ich habe keinen meiner Leute verloren, aber eine Schwadron vom Regiment Schulenburg hat Unglück gehabt. Vierhundert Husaren sind darüber hergefallen und haben 40 Mann zusammengehauen.

Ich bin überhäuft mit Geschäften aller Art. Meiner Treu, wenn die Menschen vernünftig wären, würden sie sich weniger um das Phantom des Ruhmes kümmern, das ihnen das Leben so verdrießlich und so schwer macht, das der Himmel ihnen zum Genuß geschenkt hat. Du wirst mich philosophischer finden, als Du glaubst. Ich war stets Philosoph, bald mehr, bald minder. Meine Jugend, die Glut der Leidenschaft, der Ruhmesdurst, ja selbst die Neugier, um Dir nichts zu verhehlen, kurz ein geheimer Instinkt hat mich den Freuden der Ruhe entrissen. Die Genugtuung, meinen Namen in den Zeitungen und später in der Geschichte zu sehen, hat mich verführt.

Lebwohl, lieber, treuer Freund. Grüße Cäsarion!

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