Friedrich der Große
Briefe
Friedrich der Große

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

An Voltaire

Remusberg, 26. Oktober 1740.

Das allerunvermutetste Ereignis hindert mich diesmal, lieber Voltaire, meine Seele wie gewöhnlich der Ihren zu erschließen und nach Herzenslust zu plaudern. Der Kaiser ist tot!

Der Fürst, den Natur für den Thron nicht erschuf,
Ward König, dann Kaisers; Eugen hat Ruhm ihm erworben.
Doch ist er, zum Unglück für seinen Ruf,
Als Bankrottierer gestorben.

Dieser Todesfall wirft alle meine friedlichen Pläne über den Haufen. Ich glaube, im Monat Juni wird es sich eher um Schießpulver, Soldaten, Laufgraben handeln, als um Schauspielerinnen, Ballette und Theater. Daher sehe ich mich gezwungen, den Handel, den wir vorhatten, zu vertagen. Meine Lütticher Affaire ist ganz erledigt; aber was jetzt kommt, ist für Europa von weit größerer Bedeutung. Dies ist der Augenblick der völligen Umwandlung des alten politischen Systems; der Stein hat sich gelöst, den Nebukadnezar auf das Bild aus vier Metallen rollen sah, der sie alle vier zerstörte.

Tausend Dank für die Vollendung des Druckes vom »Machiavell«! Arbeiten kann ich jetzt nicht daran; ich bin mit Geschäften überlastet. Meinem Fieber gebe ich nun den Laufpaß; denn ich habe meine Maschine nötig. Sie muß jetzt alles hergeben, was nur möglich ist.

*


 << zurück weiter >>