Friedrich der Große
Briefe
Friedrich der Große

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An die Prinzessin Amalie

Lockwitz, 26. März 1757.

Unsere politische und militärische Lage ist bis zu dieser Stunde unverändert; nur haben wir nunmehr Kantonnementsquartiere bezogen. Auch der Feind fängt an, sich zu sammeln und sich zu verstärken. Wappne Dich also gegen jedes mögliche Ereignis; denke an das Vaterland und halte Dir gegenwärtig, daß dessen Verteidigung unsere oberste Pflicht ist. Hörst Du, daß einem von uns ein Unglück zugestoßen sei, so frage, ob er im Kampf gefallen ist, und ist es so, dann danke Gott. Für uns gibt es nur Tod oder Sieg; eins von beiden muß uns beschieden sein. So denkt hier jedermann. Wie? Du willst, daß jeder sein Leben für den Staat darbringt, aber nicht, daß Deine Brüder darin mit ihrem Beispiel vorangehen? Liebe Schwester, in diesem Augenblicke ist Schonung nicht mehr am Platz; hier gilt es nur: Hinauf zum Gipfel des Ruhmes oder Vernichtung! Der bevorstehende Feldzug bedeutet für uns das gleiche, wie der von Pharsalus für die Römer oder jener von Leuktra für die Griechen, wie Denain für die Franzosen, oder die Belagerung von Wien für Österreich: das sind epochemachende Ereignisse, die über alles entscheiden und das Antlitz Europas verändern. Vor dieser Entscheidung heißt es, ein grausiges Glücksspiel bestehen; doch wenn der Knoten gelöst ist, hellt sich der Himmel auf und wird wieder heiter. So stellt sich unsere Lage dar. Man braucht an nichts zu verzweifeln, muß aber auf jeden Ausgang gefaßt sein und auf sich nehmen, was das Geschick einem zuteilen will, mit unbewegter Miene, ohne Stolz, wenn es gut ausgeht, und ohne sich vom Unglück erniedrigen zu lassen.

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