Friedrich der Große
Briefe
Friedrich der Große

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An die Gräfin Camas

Aus meinem Schilderhaus in Meißen, 22. März 1761.

Ich habe Ihnen noch vielmals für das gute Wasser aus Lichtenwalde, für den Champagner und vor allem für Ihren freundlichen Brief zu danken. Gern würde ich Ihnen von hier Wasser aus dem Jungbrunnen schicken, aber das giebt es leider nicht, und so bitte ich Sie, statt dessen Ungarwein anzunehmen, so gut wie ihn meine kleine Feldausrüstung liefert.

Ich befinde mich hier im sächsischen Peking, in der Porzellanstadt. Sollten wir ebenso zerbrechlich werden wie die schönen Sächelchen, die man hier herstellt, dann werden unsere Feinde keine große Mühe haben, uns nach ihrem Lieblingsausdruck zu zerschmettern. Aber ich hoffe, wir haben mehr vom Eisen als vom Porcellan, und Sie werden mir zugeben, gnädige Frau, daß in den jetzigen Zeiten die Männer vom Phasisstrand den Vorzug vor den Sybariten verdienen. Wenn möglich, müßte man sich Knochen aus Stahl und Fleisch aus Quadersteinen anschaffen. Das Fleisch wäre nicht gerade zart, aber das könnte man ja, sobald es Frieden giebt, wieder aufweichen.

Ich schäme mich über all das dumme Zeug, das ich Ihnen schreibe. Es sieht etwas dem alten Schwätzer ähnlich und muß Sie langweilen. Aber ich befinde mich fast in der gleichen Lage wie der alte Marschall Schulenburg, der, blind und taub, sich von seinen Gondolieren auf alle Gesellschaften in Venedig bringen ließ. Einer seiner Diener, der mit ihm auf vertrauterem Fuße stand, sagte ihm wohl hin und wieder: »Aber, gnädiger Herr, wollen wir nicht heimkehren? wir langweilen die Leute hier.« – »Was tut das?« erwiderte der alte Marschall. »Mir macht es Spaß.« Verzeihen Sie mir also, gnädige Frau, all mein Geschwätz und halten Sie es meiner Hochachtung und Anhänglichkeit zugute, die ich Ihnen allzeit bewahren werde.

Heimkehr der Russen aus dem Felde.

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