Friedrich der Große
Briefe
Friedrich der Große

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An Grumbkow

Ruppin, 24. März 1737.

Vielen Dank, lieber General, für die mir freundlichst mitgeteilten Nachrichten. Ihr Korrespondent spricht von dem maßlosen Hochmut des Wiener Hofes. Dazu möchte ich folgendes bemerken. Blättern Sie in der Geschichte, soviel Sie wollen, stets werden Sie finden, daß das Übermaß des Hochmuts für die Reiche der Vorläufer ihres Verfalles oder ihres Sturzes war. Die gegenwärtige Lage des Hauses Österreich ist ziemlich kritisch. Stürbe der Kaiser heut oder morgen, was für Umwälzungen würde die Welt dann nicht erleben! Jeder möchte an seinem Erbe teilhaben, und man sähe ebensoviel Parteien erstehen, wie es Herrscher gibt.

Ich kehre jetzt nach Rheinsberg zurück; es ist mein Sanssouci. Glücklich, wer frei von Ehrgeiz seine Tage an einer Stätte beschließen kann, wo man nur Ruhe kennt, die Blumen des Lebens pflückt und die kurze Zeit genießt, die uns auf Erden beschieden ist! Sie, Herr General, sind vom Schicksal ausersehen, eine der großen Triebfedern eines Uhrwerks zu bilden, während meine Lage den feststehenden Zeichen auf dem Zifferblatt dieser Uhr ähnelt. Sie sind zum Handeln geschaffen und ich zum Genießen.

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