Friedrich der Große
Briefe
Friedrich der Große

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An die Gräfin Camas

Lager bei Semowitz, 30. August 1745.

Als ich Ihnen das letztemal schrieb, war meine Seele ruhig, und ich sah das Unglück, das über mich hereinbrechen sollte, nicht voraus. Ich habe binnen drei Monaten meine beiden treuesten Freunde verloren, Männer, die stets um mich waren und die mir durch ihre erquickende Gesellschaft, ihre Ehrenhaftigkeit und durch aufrichtige Freundschaft oft über Kummer und Krankheit hinweggeholfen haben. Sie werden verstehen, wie schwer es für ein warm fühlendes Herz wie das meine ist, den tiefen Schmerz über diesen Verlust zu ersticken. Wenn ich nach Berlin zurückgekehrt bin, werde ich mich fast als Fremdling im eigenen Vaterland und sozusagen am heimischen Herd vereinsamt fühlen. Ich sage dies einer Frau, die Proben von Charakterstärke abgelegt hat, als sie Schlag auf Schlag viele geliebte Menschen verlor; aber ich gestehe, gnädige Frau, daß ich Ihr bewundernswürdiges Beispiel noch nicht nachahmen kann. Ich setze meine Hoffnung allein auf die Zeit, die allem auf Erden ein Ende macht und die erst unseren Geist abstumpft, um schließlich uns selbst zu vernichten.

Ich freute mich so auf meine Rückkehr; jetzt fürchte ich Berlin, Charlottenburg und Potsdam, kurz, alle Orte, die mir eine trübe Erinnerung an die Freunde sind, die ich für ewig verloren habe. Machen Sie sich in Berlin keine Sorgen. Treten nicht Rückschläge ein, die sich unmöglich vorhersehen lassen, so sehe ich keinen Schatten von Gefahr; und wenn das Schicksal nicht beschlossen hat, uns zu verderben, so weiß ich nicht, was zu fürchten wäre.

Das Arbeitszimmer Jordans mit dem Sarge des Verstorbenen.

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