Friedrich der Große
Briefe
Friedrich der Große

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An den Minister Graf Podewils

Hauptquartier Pomsdorf, 27. April 1745.

Wenn alle meine Hilfsmittel versagen, alle Verhandlungen scheitern, kurz, alle Umstände sich gegen mich erklären, dann will ich lieber in Ehren untergehen, als für mein ganzes Leben Ruhm und guten Namen verlieren! Ich habe es mir zur Ehrensache gemacht, mehr als ein anderer die Macht meines Hauses zu erhöhen, und habe eine vornehme Rolle unter Europas gekrönten Häuptern gespielt. All das sind persönliche Verbindlichkeiten, die ich eingegangen bin; ich bin völlig entschlossen, dafür einzustehen, und koste es mich Glück und Leben. Sie denken wie der redlichste Ehrenmann, und wäre ich Podewils, empfände ich genau so. Aber ich habe einmal den Rubikon überschritten und will nun meine Macht behaupten, oder es mag alles zugrunde gehen und bis auf den preußischen Namen mit mir begraben werden. Indessen beruhigen Sie sich und fassen Sie sich in Geduld. Sollte der Feind etwas unternehmen, so werden wir ihn ganz gewiß schlagen, oder aber wir lassen uns allesamt für des Vaterlandes Wohl und des Hauses Ruhm zusammenhauen. Mein Entschluß steht fest. Tun Sie, was Sie wollen – jeder Versuch, mir meinen Entschluß auszureden, ist aussichtslos. Ein Schiffskapitän, der sich von Feinden umringt sieht und nach allen Versuchen, sich durchzuschlagen, keinen Ausweg mehr weiß – was müßte der für ein Feigling sein, wenn er nicht in stolzem Mute die Lunte an die Pulverkammer legte, um die Hoffnungen des Feindes zuschanden zu machen! Bedenken Sie, daß die Königin von Ungarn, eine Frau, nicht an ihrem Schicksal verzweifelte, als ihre Feinde schon vor Wien standen und ihre blühendsten Länder überschwemmten. Und Sie wollen nicht einmal den Mut eines Weibes aufbringen, wo wir doch keine Schlachten verloren haben, kein empfindlicher Schlag uns betroffen hat, wo wir durch einen glücklichen Erfolg uns höher erheben können, als wir je gestanden haben! Leben Sie wohl, lieber Podewils, stählen Sie Ihren Mut, geben Sie den anderen davon ab, und wenn ein Unheil kommt (das mich doch gewiß am schwersten träfe), halten Sie den Kopf hoch mit Seelengröße und Festigkeit. Das ist alles, was Cato und ich Ihnen sagen können.

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