Friedrich der Große
Briefe
Friedrich der Große

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Antonia von Sachsen

Potsdam, 15. März 1775.

All die Wechselfälle dieser Welt halte ich aus dem Grunde für nötig, weil nichts ist, was nicht sein soll. Auch über die Ursachen der Kriege braucht man sich nicht den Kopf zu zermartern. Sie erklären sich aus den menschlichen Leidenschaften, zumal wenn diese Leidenschaften heftig und die Mittel zu ihrer Befriedigung vorhanden sind. Gäbe es keine Gesetze, so würden sich die Bürger untereinander ebenso zerfleischen, wie es jetzt die Häupter der Völker tun, die keinen Richter über sich haben. Die Weltgeschichte ist nichts als eine Kette von Kriegen, die von unseren Tagen zurückreicht, soweit als der Mensch zurückdenken kann. Aber die Leidenschaften, die Erreger der Kriege, sind nur in der Jugend heftig. Ich bin längst über diese schönen Jahre hinaus; alles mahnt mich an das Nahen des Greisentums. Meine Haare bleichen, meine Tatkraft versiegt und meine Kräfte erlöschen. Ich gebe diese glänzende und gefahrvolle Bahn anderen Wettkämpfern frei, die frischer sind und die der trügerische Glanz des Ruhmes mehr als mich berauscht.

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