Friedrich der Große
Briefe
Friedrich der Große

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An Prinz Heinrich

Potsdam, 28. Dezember 1775.

Du erkundigst Dich, lieber Bruder, nach meiner Gesundheit. Ich gehorche Deinem Wunsche und sage Dir, daß es sonst ganz gut geht Nur fühle ich mich überaus schwach; die Kräfte wollen noch immer nicht wiederkommen. Ich fange an, etwas zu gehen, aber die Beine wollen mich anscheinend nicht tragen, und ich habe in den Händen keine Kraft. Das Rückgrat will sich nicht aufrichten. Ich bin mehr schwach als krank; aber das wird alles wieder werden. Ein Greis gebraucht eben mehr Zeit als ein junger Mensch, um wieder zu Kräften zu kommen. In meinen Jahren geht alles langsam.

Ich verbringe hier, lieber Bruder, den Karneval bei meinen Büchern. Gestern war ich mit Woolston auf der Redoute, heute gehe ich mit den »Akademischen Fragen« in die Oper, und morgen in die Komödie mit Voltaires »Briefen über die Wunder«. Daraufgehe ich mit Machiavell zur Tafel bei Hofe und in eine Damengesellschaft mit Gressets »Vert-Vert«. Eine solche Feier des Karnevals stimmt mehr zu meinen Jahren und meiner Denkart als jede andere, und schließlich läuft es auf dasselbe hinaus, wenn man sich nur unterhält. Möchtest auch Du, so wünsche ich Dir, lieber Bruder, die Zeit in Berlin angenehm verbringen.

Das Wappenbild Preußens und Österreichs ist in dem einköpfigen Adler (Friedrich) und in dem zweiköpfigen (Maria Theresia und Joseph II.) wiedergegeben. Auf getrennten Felskuppen stehend, versinnbildlichen sie den durch den Kampf beider Mächte um die Vorherrschaft begründeten Dualismus im Deutschen Reiche.

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