Friedrich der Große
Briefe
Friedrich der Große

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An d'Alembert

Sanssouci, August 1763.

Es tut mir leid, den Augenblick Ihrer Abreise nahen zu sehen! Nie werde ich das Glück vergessen, einen wahren Philosophen gesehen zu haben. Ich war glücklicher als Diogenes; denn ich fand den Mann, den er so lange gesucht hat. Aber er reist ab, er geht fort! Trotzdem werde ich den Platz des Akademiepräsidenten offenhalten, da er nur von ihm ausgefüllt werden kann. Eine gewisse Vorahnung sagt mir, daß es so kommen wird, aber ich will Geduld haben, bis seine Stunde geschlagen hat. Manchmal bin ich versucht, den Himmel zu bitten, daß die Verfolgung der Auserwählten in gewissen Ländern zunähme. Ich weiß, diese Bitte streift ans Verbrecherische; denn damit wünscht man ja die Wiederkehr der Unduldsamkeit, der Bedrückung und alles dessen, was die Menschheit verdummen würde. So weit ist es mit mir gekommen – es liegt in Ihrer Macht, solchen sündigen Wünschen, die mein Zartgefühl verletzen, ein Ende zu machen. Ich dränge Sie nicht und werde Sie nicht belästigen, sondern still den Augenblick abwarten, wo der Undank Sie zwingen wird, Ihre Heimat mit einem Lande zu vertauschen, dessen Bürger Sie bereits für alle denkenden Menschen sind, die Kenntnisse genug besitzen, um Ihr Verdienst zu schätzen.

Alexander der Große und der genügsame Diogenes in seiner Tonne. D'Alembert schlug alle Anerbietungen Friedrichs aus, der ihn an Berlin fesseln wollte.

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