Friedrich der Große
Briefe
Friedrich der Große

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An die Prinzessin Wilhelmine von Oranien

Potsdam, 28. April 1776.

Ich zweifle, liebe Nichte, an dem Vergnügen, das Du in Spa und noch weniger in Aachen finden wirst. Wahrscheinlich wirst Du hier bei Frau Bouget wohnen, einige schwachköpfige Originale aus dem Kölner Ländchen, einige Franzosen und Französinnen, die mit Generalpächtern verwandt oder verschwägert sind, und einige spleenige Engländer sehen, vielleicht auch einige Reisende, die unter dem Vorwande ihrer Gesundheit sich einige Tage zum Vergnügen oder um des Spieles willen in den Bädern aufhalten werden. Auch ich habe 1742 vier Wochen dort zugebracht. Ich habe gebadet, aber sonst eine greuliche Gesellschaft vorgefunden. Das sehenswerteste ist in Aachen noch die Prozession, in der man alle Jahre Kaiser Karl den Großen in einem alten Kamisol aus gelbem Taft durch die Straßen führt. Zwei Leute tragen ihn. Unterwegs macht man sie trunken, und so kehrt Kaiser Karl der Große schwankend in seine Nische zurück, nachdem er oftmals in Gefahr gewesen, mitten in den Straßenschmutz zu fallen. Viele Grüße an unseren lieben Prinzen.

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