Friedrich der Große
Briefe
Friedrich der Große

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An Graf Algarotti

Freiberg, 10. März 1760.

Es steht fest, daß wir im letzten Feldzuge nichts als Unglück gehabt haben, und daß unsere Lage ungefähr so war wie die der Römer nach der Schlacht bei Cannä. Ebenso hätte sich auf unsere Feinde das Wort des Barkas an Hannibal anwenden lassen: »Zu siegen verstehst Du« usw. Unglücklicherweise hatte ich gegen Ende des Feldzuges einen schweren Gichtanfall, der mir beide Beine und die linke Hand lähmte. Ich vermochte nichts weiter zu tun, als mich hinzuschleppen und unserem Unglück müßig zuzuschauen. Fürwahr, wir haben eine ganze Welt gegen uns; nur mit äußerster Anspannung kann man da widerstehen, und ist es nicht zu verwundern, daß uns oft etwas fehlschlägt. Hat der ewige Jude jemals gelebt, dann hat er kein so unstetes Leben geführt wie ich. Schließlich sinkt man auf das Niveau herumziehender Komödianten, die weder Haus noch Herd haben. Wir irren durch die Welt und führen da unsere blutigen Tragödien auf, wo unsere Feinde gerade die Bühne aufschlagen.

Klägliche Narren, die wir sind! Nur einen Augenblick haben wir zu leben, und den machen wir uns so schwer wie möglich! Da zerstören wir die Meisterwerke des Gewerbfleißes und der Zeit und hinterlassen ein Andenken, das durch die von uns angerichteten Verwüstungen und alle daraus folgenden Leiden uns zum Fluche wird! Sie leben jetzt friedlich in einem Lande, das lange der Schauplatz ähnlicher Katastrophen gewesen ist und es seinerzeit wieder werden wird. Genießen Sie Ihre Ruhe und vergessen Sie die nicht, gegen die Ihr Papst eine Art Kreuzzug gepredigt hat, die die Martern der Ungewißheit und die rühmlichen Nöte aushalten müssen, welche die Staatsgeschäfte mit sich bringen.

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