Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

V.
Auf eine Kupplerin.

        Wuchre die Erde mit Dorn dir, Kupplerin, über das Grabmal;
    Und, was nicht dir gefällt, schmachte dein Schatten vor Durst!
Auch nicht weil' um die Asche der Geist, und Cerberus rächend
    Schrecke dich nüchternes Lauts, hässliche Knochengestalt!
5   Klug dem Hippolytus gar in Gelust zu erweichen den Starrsinn,
    Und einträchtigem Bett immer ein Vogel des Wehs!
Ja die Penelope selbst, mit verachtetem Ruhme des Mannes,
    Zwänge sie, Gattin zu sein, frecher Antinous, dir. 274
Wenn Sie will, nicht kann der Magnet anziehen das Eisen,
10       Und kein Vögelchen kann mütterlich lieben sein Nest.
Wenn an der Grube die Kraft collinischer Kräuter sie aufbeut,
    Würde, was steht, in hinweglaufendes Wasser verdünnt.
Tollkühn giebt sie Geseze der angemurmelten Luna,
    Und wie der Nacht Raubwolf fälscht sie sich selber den Balg.
15   Dass sie den aufmerksamen Gemahl blind mache durch Arglist,
    Krazt mit dem Nagel der Krähn armes Gesicht sie heraus.
Auch mit dem Leichhuhn sprach sie von unserem Blute, ja tückisch
    Las sie Hippomanes mir, trächtiger Stuten Getropf.
Schmuck noch gab sie dem Werke durch Wort, wie schmeichelnd herabläuft
20       Und sich den steinigen Weg glättet ein ämsiger Bach:
»Wenn Doroxánium, dich anreizt der eoische Goldstrand,
    Oder die prangende Schneck' unter der tyrischen Flut; 275
Wenn dir Eurypylus Webe gefällt von der Koer-Minerva,
    Und attalischer Prachtteppiche mürbes Gebild;
25   Oder was feil dir bietet die palmentragende Thebe,
    Oder ein Murrhapokal, parthischer Essen Gebäck:
Spotte der Treu, trit Götter in Staub, lass siegen die Falschheit,
    Weiche das strenge Gesez schädlicher Jüngferlichkeit!
Auch ein erdichteter Mann bringt Geld ein. Nuze den Vorwand.
30       Eine verspätete Nacht mehret der Liebe die Glut.
Wenn dir etwa die Locken zerzausete nuzbarer Jähzorn,
    Bald beim Friedenserkauf werde der Zauser gezwickt.
Hast du ihn endlich vertröstet mit wohlbezahlter Umarmung,
    Heuchle, der Isis sein lautere Tage geweiht.
35   Mahn' an das Fest des Aprils dich Iole; zupf auch Amykle,
    Deinen Geburtstag ja bringe die Mitte des Mais.
Weinerlich sizt er da: du krizele was an dem Schreibstuhl.
    Wenn ihn solcherlei Kunst ängstiget, hast du ihn fest. 276
Hab' auch immer am Halse des Zahns noch frische Bezeichnung,
40       Dass er wähne die Spur wechselnder Kämpfe zu sehn.
Nicht dir gefalle Medea, die schmachvoll selber sich antrug;
    Ach sie erfuhr Hochmut, weil sie zu flehn sich erfrecht:
Sondern die kostbare Thais vielmehr des feinen Menanders,
    Wann die Buhlin im Spiel listige Geten beschnellt.
45   Füge dich stets in die Launen des Manns. Wann er Liederchen austönt,
    Auf, und hebe zugleich trunkene Jubel mit ihm.
Wachsam diene der Pförtner dem Gebenden: klopfet ein Leerer,
    Taub für Riegel und Schloss träum' er in Ewigkeit fort.
Nicht misfalle dir auch ein Soldat unliebliches Ansehns,
50       Noch ein Matrose, nur Geld trag' er in schwieligter Faust;
Oder auch, denen der Titel am Barbarhalse gehangen,
    Als mit gekreidetem Fuß jene gehüpft auf dem Markt. 277
Gold nur schaue, nur Gold, nicht welcherlei Hand es dir bringe.
    Hörest du Vers', o was hast du als Worte davon?
55   Wer dir Verse geschenkt, und nicht auch koische Kleidung,
    Sei dess Lyra dir dumpf ohne den Klang des Metalls.
Weil noch Frühling im Blut, und frei von der Runzel das Jahr ist,
    Brauch' es, bevor die Gestalt morgen dir mindre der Tag.
Sah ich doch frisch blühen die Ros' im duftigen Pästum,
60       Und am Morgen darauf hangen, vom Süde versengt.«
Als so unserer Freundin das Herz umwendet' Akanthis,
    Wurden durch magere Haut selbst die Gebeine gezählt.
Aber, o Königin Venus, empfah die geringelte Taube,
    Die als Opfer des Danks blutet an deinem Altar!
65   Selber ich sah, wie stockte dem runzligten Halse der Husten,
    Und wie des Bluts Ausbruch bröckliche Zähne durchfloss, 278
Dann wie den faulenden Geist sie verhaucht' in die Matte des Vaters.
    Schaudernd mit frostigem Herd wankte der Bude Verfall.
Leichengepräng' ihr waren des seltenen Haares gestohlne
70       Bind', und die schmuzige Haub', in der Verdumpfung ergilbt;
Auch ihr Hund, der leider zu wach war unserem Ärger,
    Wann mit schlauem Versuch regte die Gitter mein Daum.
Urne der Kupplerin werd' ein am Halse gestümmelter Weinkrug;
    Diesen umdränge du schwer, wilderndes Feigengestrüpp!
75   All' ihr Liebenden, werft mit zackigen Steinen das Grabmal,
    Und zu den Steinen gemischt sendet ihr Worte des Fluchs!

 << zurück weiter >>