Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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XVI.
An Cynthia.

        Eben, o Cynthia, kam vom Illyrierlande der Prätor:
    Mächtige Beute für dich, mächtige Sorge für mich.
Konnt' er denn nicht am Ceraunengeklipp aushauchen die Seele?
    Ah, Neptunus, wie viel hätt' ich dir Gaben gebracht! 104
5   Ohne mich nun wird herlich an voller Tafel geschmauset;
    Ohne mich stehet die Thür immer geöfnet bei Nacht.
Lass, wenn du klug bist, nicht dir entgehn, was zur Ernte sich darbeut;
    Sein dichtwolliges Vließ rupfe dem albernen Schaf.
Drauf, wenn er alle Geschenke verthan und, ein Armer, zurückbleibt,
10       Sag' ihm: Schiffe noch eins in ein Illyrierland!
Cynthia sucht kein Steckengebund, nicht Würden verlangt sie;
    Nein, sie wägt nur, wie schwer Liebende sein um den Gurt.
Aber du selbst nun hilf, mein Trautelchen, unserem Jammer,
    Dass ihm verzehre das Mark stetige Liederlichkeit!
15   Aber kann mit Geschenk ein Jeglicher Liebe sich handeln?
    Jupiter! schmählich um Lohn feilschet das Mädchen ihr Herz?
Immer zum Ocean sendet sie mich, ihr Juwelen zu suchen;
    Selbst auch im tyrischen Kram muss ich ihr Gaben erspähn. 105
Aber, o wäre zu Rom doch niemand reich an Besizung!
20       Könnte der Führer doch selbst wohnen im Hüttchen von Stroh!
Niemals wäre verkäuflich um Kostbarkeiten ein Mägdlein,
    Und das selbige Haus sähe sie blühn und ergraun.
Nicht weil sieben der Nächte bereits du gesondert dich bettest,
    Schlingend die Arme, so weiß, ha! um den garstigen Mann;
25   Nicht weil jezt du gefehlet, verklag' ich dich: sondern dieweil stets
    Schönheit pflegte der Leichtfertigkeit Freundin zu sein.
Wie der Barbár herschwingt mit geschüttelter Lende den Fußtritt,
    Und urplözlich beglückt schaltet in meinem Gebiet!
Schaue, wozu Eriphyle gegeizt nach dem bitteren Kleinod;
30       Und wie, zum Wehe vermählt, schrecklich Kreusa gebrannt.
Wird dies Weinen mir denn vor keiner Beleidigung stocken?
    Windet im Ärger das Herz nie von dem Fehle sich los? 106
Viel sind der Tage geflohn, seitdem mich weder das Schauspiel,
    Noch das Gefild' anlockt, noch mir die Muse behagt.
35   Schäm', o schäme dich doch; wo dirs nicht geht nach dem Sprichwort:
    Schmähliche Liebe ja pflegt taubes Gehöres zu sein.
Schaue den Feldherrn dort, der jüngst in brausender Ohnmacht
    Mit dem verworfenen Heer aktische Fluten gefüllt.
Den hieß ruchtbare Lieb' angstvoll mit gewendeten Segeln
40       Fliehn, und ferne das Heil suchen am Ende der Welt.
Cäsar's Kraft ist dieses, und Cäsar's herlicher Ruhm ists.
    Eben die Hand, die gesiegt, legte die Waffen auch hin.
Aber so viel er dir der Gewand', und so viel der Smaragde,
    Und Chrysolithe mit gelbfunkelndem Lichte geschenkt:
45   Säh' ich doch alles sogleich in die Leer' hinraffen den Sturmwind,
    Wo es zu Wasser dir werd', und wo es werde zu Staub! 107
Nicht stets freundlich gesinnt zu dem Meineid Liebender lächelt
    Jupiter, oder verschließt flehender Bitte sein Ohr.
Siehest du nicht ringsum ein Gekrach durchrollen den Himmel,
50       Und wie der Bliz abschoss aus der ätherischen Burg?
Nicht das thut der Plejaden Gestirn, noch der Hegner Orion;
    Auch nicht also um nichts schmettert im Zorne der Stral.
Dann zu züchtigen pfleget der Gott meineidige Mägdlein,
    Weil um nichtige Schwür' oft auch er selber geweint.
55   Darum achte du nicht so werth sidonische Kleidung,
    Dass du zagest, so oft Auster den Himmel umwölkt!

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