Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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X.
Am Geburtstag der Freundin.

        Seltsam schiens, was doch so frühe gebracht die Kamönen,
    Die, da die Sonn' aufstralt', alle mir standen am Bett.
Deutungen brachten sie her zum Geburtstag' unseres Mägdleins,
    Und mit der Hand dreimal klatschten sie Töne des Heils.
5   Schwinde der Tag unbewölkt, und ruhe der Wind in den Lüften,
    Hin auch lege den Schwall sanfter die Wog' an den Strand! 198
Möge doch Keinen ich schaun im heutigen Lichte, der trauert!
    Selbst auch Niobe's Stein hemme die Thränen zurück!
Auch den Halcýonen schweige der Mund von girrender Wehmut,
10       Und nicht Itys Verlust töne die Mutter betrübt!
Du mir Theure, geboren mit glückanmeldenden Vögeln,
    Steh auf, und, wie gebührt, ehre die Götter mit Flehn.
Aber zuerst lass Frische des Quells dir zerstreuen den Schlummer,
    Und der geschäftige Daum bilde das glänzende Haar.
15   Dann, wie gekleidet zuerst des Propertius Augen du einnahmst,
    Kleide dich; und nicht leer sei von der Blume das Haupt.
Bitte nunmehr, dass daure, wodurch du waltest, die Schönheit,
    Und dir über mein Haupt immer bestehe die Macht.
Wann du mit Weihrauch jezt die gekränzten Altäre geheiligt,
20       Und rings hell von des Glücks Flamme geleuchtet das Haus; 199
Dann sei die Tafel besorgt, und die Nacht vom Becher geflügelt,
    Auch lass Krokosgedüft murrhischem Onyx entwehn.
Mag am nächtlichen Tanze die Tibie heiser sich abmühn;
    Und dein schelmischer Mund spiele mit freierem Scherz.
25   Fern dem behaglichen Schmaus sei unwillkommener Schlummer;
    Öffentlich schall' in der nachbarlichen Gasse die Luft.
Uns auch melde das Loos in deutendem Wurfe der Knöchel,
    Wen mit der Fittige Schlag heftiger treffe das Kind;
Wann bei vielen Pokalen entflohn uns endlich die Stund' ist,
30       Und nun Venus der Nacht heilige Dienste bestellt;
Dann in unsrem Gemach vollenden wir jährige Feier:
    So sei deiner Geburt festlichem Tage der Schluss.

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