Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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232 XXI.
An Cynthia.

        Ferne zu gehn drängt michs, zu der weisheitsvollen Athenä;
    Dass mich von Liebesbeschwer löse die Weite des Wegs.
Heftiger wächst nach dem Mädchen in stetigem Schauen die Sehnsucht.
    Nahrungen weiß sich selbst Amor zu schaffen genug.
5   All' und Jegliches hab' ich versucht, wie er irgend gescheucht sein
    Könne; jedoch ringsher rückt mir zu Leibe der Gott.
Kaum Einmal ist indess Zugang, wann sie häufig geweigert.
    Kommt sie ja, ganz umhüllt schläft sie am Rande des Betts.
Einzige Hülfe wird sein, aus dem Land', o Cynthia, wandern.
10       Weit aus den Augen, entflieht weit auch die Lieb' aus dem Sinn.
Jezo, wohlan, o Genossen, das Fahrzeug schiebt in die Meerflut,
    Und vom Loose gepaart wechselt das Rudergeschäft. 233
Hoch an den Mast auch füget die Rah mit glücklicher Leinwand.
    Schon zu der flüssigen Bahn ladet die Schiffer der Wind.
15   O romanische Thürm', und ihr, wohl lebet mir, Freunde,
    Und du, wie auch gesinnt, Mägdelein, lebe mir wohl!
Nun denn soll ich, ein Neuling, des Adria Fremde durchsegeln,
    Und anrufen die flutschallenden Götter mit Flehn.
»Wann, durch ionische Fluten geführt, die Fasel' in Lechäons
20       Friedlichem Porte nunmehr müde die Segel gesenkt;
Eilet mir dann, ihr Füße, den Rest zu erdulden der Arbeit,
    Dort wo der Isthmos das Land schüzet vor beiderlei Meer.
Wann mein Segel von dort der piräische Hafen empfänget,
    Steig' ich des Theseus langarmigen Weg in die Stadt.
25   Hier zu verbessern den Geist in Platon's Stadien tracht' ich,
    Oder in Gärten, die einst du Epikurus gepflegt. 234
Oder ich strebe, der Zunge Betrieb, des Demosthenes Rüstung,
    Und dein komisches Salz, scharfer Menander, zu spähn.
Oder gewiss der Gemäld' Abbildungen schau' ich bewundernd,
30       Was sie aus Elfenbein, was sie aus Erze geformt.
Räume der Jahre sowohl, als scheidende Fernen des Abgrunds,
    Lindern in pflegendem Schooß unsere Wunden geheim.
So dem Geschick nur sterb' ich, und nicht unlöblicher Liebe;
    Und zum Grabe dereinst führt mich mit Ehre der Tag.

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