Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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XVII.
An Bacchus.

        Nun vor deinem Altar, o Bacchus, flehn wir uns wälzend.
    Wolle mir, Vater, in Huld glückliche Segel verleihn! 222
Du vermagst zu bezähmen der rasenden Venus den Hochmut,
    Und für das sorgende Herz schafst du Genesung mit Wein.
5   Du vereinigest oft, du lösest die Liebenden wieder.
    Spüle du, Bacchus, den Fehl mir aus der Seele hinweg!
Dass nicht Neuling du seist, dess stralt in den Sternen die Zeugin;
    Deiner Lüchse Gespann trug Ariadne zum Pol.
Diesem verjähreten Weh, das die Glut im Gebeine mir nähret,
10       Bringt entweder der Tod Linderung, oder dein Wein:
O, wie die nüchterne Nacht die einsamen Liebenden martert!
    Hofnung beständig und Furcht drehn um einander mein Herz.
Wenn dein edles Geschenk durch glühende Schläfen, o Bacchus,
    Locken den Schlummer mir wird in die Gebeine hinab;
15   Selbst dann pflanz' ich dir Reben, und senk' in Ordnungen Weinhöhn,
    Die, von mir selber bewacht, nimmer berupft ein Gewild. 223
So mit purpurnem Moste mir nur aufschäumen die Fässer,
    Und mein Fuß in der neu strömenden Traube sich färbt;
Ganz mein übriges Leben durch dich, Goldhörniger, leb' ich!
20       Deiner Gewalt Herold sei ich, o Bacchus, gerühmt!
Singen will Ich, wie die Mutter ätmäischem Blize dich ausrang;
    Wie der nyseïsche Chor India's Waffen gescheucht;
Auch wie werdenden Reben umsonst antobte Lykurgus;
    Und wie den Pentheus drei rasende Schwärme zerstückt;
25   Wie als krumme Delfine tyrrhenische Segeler plözlich
    Vom weinlaubigen Schif sprangen hinab in die See;
Auch wie Bäche daher die dufteten mitten durch Naxos,
    Woraus lauteren Wein Naxiermenge sich schöpft.
Dir, der den schimmernden Hals mit lockerem Efeu belastet,
30       Sei um bassarisches Haar Lydia's Haube geknüpft. 224
Rinn' auch würziges Öl am Marmornacken herunter,
    Und um den nacketen Fuß walle das lose Gewand.
Sei die dircäische Thebe von weichlichem Trommelgeroll voll,
    Und hell töne den geißfüßigen Panen das Rohr.
35   Mit thurmtragender Scheitel zunächst die erhabne Cybele
    Schlag' ihr Cymbelgeklirr zu dem idäischen Reihn.
Steh' an der Tempelpforte der Krug, der aus Golde des Priesters
    Sprenge des Weins ausgeußt dir auf den Opferaltar.
So Denkwürdiges meld' ich in nicht unedlem Kothurngang,
40       Wie pindarischem Mund' haltender Donner entfährt.
Du nur stelle mich frei vom lastenden Frohne des Hochmuts,
    Und dem bekümmerten Haupt zähme die Sorgen mit Schlaf!

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