Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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XIII.
An Cynthia.

        Nicht achämenischer Pfeile so viel führt Susa zum Kampf aus,
    Als mir spizer Geschoss' Amor geheftet ins Herz. 93
Er wars, der zu verachten so dürftige Musen mich abhielt,
    Und im askräischen Hain also zu wohnen befahl:
5   Nicht dass von Pierus Höhn mir Singenden folgte der Eichwald,
    Noch dass ich lockte das Wild aus dem ismarischen Thal;
Nein, dass mit lieblichem Staunen nur Cynthia hörte die Lieder.
    Dann vor Linus dem altrühmlichen ragt' ich an Kunst!
Nicht ansehnliche Bildung so sehr reizt meine Bewundrung,
10       Oder ein Weib, das sich glänzender Ahnen erhebt.
Wonne mir, wenn auf dem Schooß ich lese dem geistigen Mägdlein,
    Und ihr lauteres Ohr billiget meinen Gesang!
Wird mir solches gewährt, dann lass hinfahren des Völkleins
    Wirres Geschwäz! Dein Spruch, Herscherin, sichert mich schon!
15   O, wenn diese geneigt ihr Ohr zur Versöhnung mir darbeut,
    Selbst auch den feindlichen Zorn kann ich ertragen von Zeus! 94
Wann denn irgend einmal nur der Tod zuschließet die Augen;
    Merke dir, und vollzeuch meiner Bestattung Gebot.
Nicht dann walle der Zug langhin mit gereiheten Bildern;
20       Nicht die Posaun' auch tön' eitele Klag' um mein Loos.
Nicht dann sei mir gebreitet auf Elfenbeine das Lager;
    Nicht attalische Prachtteppiche drücke mein Tod.
Fern sein edle Gedüft' in geordneten Schalen, und da sei
    Einer geringeren Leich' ärmliches Trauergepräng.
25   Groß ist genug das Geleit, wenn nur drei Büchlein mir mitgehn,
    Die Persefone mir achte für großes Geschenk!
Du, am offenen Busen zerfleischt, du folge dem Leichnam,
    Und unermüdetes Rufs rufe den Namen von mir.
Neig' auch Küsse herab den erkalteten Lippen zum Abschied,
30       Wann sie den Onyx voll syrischer Gabe mir weihn.
Hat nun, untergelegt, mich die Glut in Asche verwandelt,
    Dann empfange den Geist winziges Töpfergeschirr, 95
Auch werd' oben gepflanzt auf dem mäßigen Hügel ein Lorber,
    Dass der verwesende Staub ruhe vom Schatten gedeckt.
35   Oben auch sein zween Verse: Der nun hier schaudrichte Asch' ist,
    Vormals dienete der Einer in Liebe getreu.
Und nicht minder bekannt wird unseres Grabes Gedächtnis,
    Als des pthiischen Manns blutiger Hügel es war.
Du auch, wenn dich einmal das Geschick abrufet, gedenke
40       Dieses Wegs, und grau komm zum Erinnerungstein.
Hüt' indessen dich wohl, mich ruhenden Staub zu verachten.
    Etwas Gefühl für das Recht ist auch der Erde bekannt.
Aber, o hätte, den Geist in der Wiege sogleich zu verhauchen,
    Mir doch eine der drei grausen Geschwister bestimmt!
45   Denn wozu mir der Athem des so unsicheren Lebens?
    Auch dreialterig war Nestor am Ende nur Staub.
Hätte dem Greise die so langwierigen Tage gekürzet
    Dort auf Ilions Wall irgend ein Phrygersoldat; 96
Nicht Antilochus Leib, des beerdigten, hätt' er geschauet,
50       Oder gesagt: O Tod, warum so spät doch zu mir?
Doch du denkst wol weinend einmal des verlorenen Freundes.
    Billig empfängt auch im Tod' ewige Liebe der Mann.
Zeug' ist der trozige Eber des Walds, der den schönen Adonis
    Grausam hieb, da er jagt' auf den idalischen Höhn.
55   Dort nun lag in Morästen der schneeweiß schimmernde; dorthin,
    Sagt, o Venus, der Ruf, eiltest du, fliegend das Haar.
Doch den verstummenden Geist, o Cynthia, rufst du vergebens.
    Was antwortete wol dir mein zerfallnes Gebein?

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