Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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49 XVIII.
Klage.

        Einsam, traun! ist alles umher, und dem Klagenden heimlich;
    Nur von Zephyrus Hauch regt sich die Ode des Hains.
Hier darf ohne Gefahr ich das Herz entladen des Kummers,
    Wenn ja wüstes Geklipp Treue zu halten vermag.
5   Wo denn beginn' ich die Klag', o Cynthia, deiner Verschmähung?
    Was zu Beweinendes doch, Cynthia, beutst du zuerst?
Jüngst in die glückliche Schaar der Liebenden ward ich gezählet;
    Nun, o Geliebte, bei dir bin ich der Ehre beraubt.
Was so Großes verbrach ich, das dich mir Beschuldigten ändert?
10       Ist, was finster dich macht, wieder ein Mädchen vielleicht?
So, Leichtsinnige, komm mir zurück, wie ein anderes Mädchen
    Nie mir den reizenden Fuß über die Schwelle gesezt! 50
Wenn mein leidendes Herz auch des Bitteren viel dir gedenket,
    Dennoch nie so ergrimmt soll sich versteigen mein Zorn,
15   Dass ich mit Grund dir beständig zur Wut sei, und dir im Jammern
    Werde der Blick von herabrollenden Zähren entstellt.
Ists, weil schwach sich erklärt mit veränderter Farbe der Ausdruck,
    Und nicht etwa mir laut redet im Antliz die Treu?
Ihr sollt Zeugen mir sein, wenn ein Baum je Liebe gekannt hat,
20       Buch', und dem Arkadergott Freundin, o Pinie, du!
Ach, wie hallet so oft im dämmernden Schatten mein Ausruf,
    Und in der Rind' auch steht: Cynthia! häufig gerizt!
Ists, weil etwa mir deine Beleidigung regte den Unmut?
    Den doch einzig der stillschweigenden Thür' ich vertraut!
25   Was auch die Stolze befahl, ich gewohnt' es zu dulden in Demut;
    Nie mit gellendem Schmerz klaget' ich hartes Geschick. 51
Dafür, o Gottheiten der Born', ist kaltes Geklipp mir,
    Ist auf verwachsenem Steig traurige Ruhe gewährt.
Und was immer der Gram mir auszusprechen gestattet,
30       Einsam klag' ich den hellstimmigen Vögeln es vor.
Doch sei, was dir gefällt; von Cynthia hallt mir die Waldung,
    Auch nicht der wildeste Fels bleibt bei dem Namen mir stumm.

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