Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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XX.
An die Freundin.

        Glaubest du, der noch wisse sich deiner Gestalt zu erinnern,
    Welchen vom Bett dir hinweg gehen zu Schiffe du sahst? 230
Herzlos konnte der Mann um Gewinn austauschen sein Mägdlein!
    War ganz Afrika werth, dass du ein Thränchen nur weinst?
5   Du denkst Götter, o Thörin, du denkst dir nichtige Worte.
    Dem dort zehret vielleicht andere Liebe das Herz.
Dein ist edle Gestalt, dein Pallas Künste, der Jungfrau,
    Und vom gebildeten Ahn glänzet dir herlich der Ruhm.
O glückseliges Haus, sei nur ein redlicher Freund dir!
10       Redlich bin Ich: schnell mir, Mägdelein, eil' an die Brust!
Nacht, mir die erste, du kommst! O die Erstlingsstunden der Nacht mir,
    Halt auf dem Erstlingsbett, Luna, sie länger doch auf!
Du auch, der sommrichte Glut in weiterem Laufe vollendet,
    Phöbus, dem weilenden Licht ziehe doch enger die Bahn!
15   Fest werd' erstlich gestellt der Vertrag, und rechtlich besiegelt,
    Dass ich Brief und Gesez habe des neuen Vereins
(Amor mit eigenem Siegel bekräftiget solche Verpflichtung;
    Zeugen sind Göttin Nacht samt der gestirneten Schaar): 231
Eh' in holdem Gespräche mir Stund' an Stunde vergehet,
20       Und zu lieblichem Kampf uns Erycina beruft.
Denn wo nicht mit gemessnem Vertrag man bindet das Lager,
    Keinen rächenden Gott haben die Nächte des Grams.
Hat nur Begier sie geknüpft, bald löset die Bande Begier auch.
    Gutes Beginns Vorschau halt' uns beständig die Treu.
25   Wer nun wagt zu verlezen berührete Bundesaltäre,
    Und durch ein anderes Bett ehelich Opfer entweiht;
Dem sei Alles gehäuft, was Liebe nur kennet von Kummer,
    Und selbst biet' er das Haupt gellenden Mährchen der Stadt!
Nie auch dem Weinenden öfne sich Nachts der Gebieterin Fenster!
30       Stets soll er lieben, und stets ohne der Liebe Genuss!

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