Sextus Aurelius Propertius
Werke
Sextus Aurelius Propertius

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X.
An Gallus.

        O holdselige Ruh, da Zeug' ich der ersten Umarmung,
    Da Mitkundiger dort eueren Thränen ich war!
O, zu gedenken der Nacht ist mir holdselige Wollust!
    O, wie mit Sehnsucht oft wünsch' ich mir jene zurück!
5   Als an des Mägdleins Busen ich dich Hinsterbenden, Gallus,
    Schauete, und wie lang' haftende Worte du zogst.
Ob auch die senkenden Augen mir schon zudrückte der Schlummer,
    Und schon mitten am Pol schimmerte Luna's Gespann; 29
Dennoch konnt' ich nimmer von euerem Spiele mich wenden:
10       Also wechseltet ihr Worte der feurigsten Glut.
Aber dieweil du nicht, dich uns zu vertrauen, gescheut hast,
    Nim für der Lust Antheil diese Geschenke zum Dank.
Nicht nur hab' ich zu schweigen gelernt von eurer Entzückung;
    Etwas größeres noch hegen wir, Bester, denn Treu.
15   Liebende, die sich getrennt, Ich kann sie vereinigen wieder;
    Ich kann, zaudere sie, öfnen der Herscherin Thür.
Ich kann Anderen heilen die Herzenswunde, die frisch ist;
    Nicht unkräftige Wort' hab' ich zur Pflege bereit.
Cynthia hat mich gelehrt ein jegliches, was zu beachten,
20       Was zu verhüten mir sei; manches hat Amor gewirkt.
Hüte dich, ist mislaunisch das Mägdelein, dass du nicht haderst!
    Dass du nicht redest mit Stolz, dass du nicht lange verstummst! 30
Nicht, wenn sie etwas erbat, unfreundlicher Stirne geweigert;
    Nicht für eitele That gütige Worte verstreut!
25   Zornvoll schreitet sie her, wann Sie mit Verachtung gehöhnt wird,
    Und rechtmäßiges Drohn bleibt der Gekränkten im Sinn.
Doch je mehr du gebückt und dienstbar fröhnest dem Amor,
   Je mehr steht des Erfolgs guter Genuss dir bevor.
Der kann immer hinfort mit dem einzigen Mädchen beglückt sein,
30       Der niemals voll Lauherzigkeit frei sich beträgt.

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